Online-Sportzeitung für den Norden 41_16 - page 10

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FUSSBALL 1. BUNDESLIGA
0:3 - HSV mit Offenbarungseid
Bundesliga-Dino präsentiert sich
im Volkspark wie ein Absteiger
Hamburger SV –
Eintracht Frankfurt 0:3 (0:1)
Hamburger SV:
Adler – Diek-
meier, Ekdal, Spahic (55. Wald-
schmidt), Santos – Jung, Holtby,
Halilovic (46. Wood), Müller, Kostic
(72. Sakai) – Lasogga.
Trainer:
Markus Gisdol
Eintracht Frankfurt:
Hradecky -
Chandler, Abraham, Vallejo,
Oczipka (82. Tawatha) – Masca-
rell, Hasebe, Gacinovic, Tarashaj
(61. Seferovic) Fabian – Hrgota
(76. Meier).
Trainer:
Niko Kovac
Schiedsrichter:
Günter Perl (Pul-
lach)
Zuschauer:
52.258 (im Hambur-
ger Volksparkstadion)
Gelb-Rot: Diekmeier (57., wieder-
holtes Foulspiel)
Tore:
0:1 Holtby (35., ET), 0:2 Ta-
rashaj (60.), 0:3 Seferovic (69.)
Der Hamburger SV hat am Frei-
tagabend einen Offenbarungseid
geleistet. Klar und auch in der
Höhe verdient mit 0:3 (0:1), unter-
lag der Bundesliga-Dino dem letzt-
jährigen Relegationssieger Ein-
tracht Frankfurt. Dadurch taumelt
der HSV, der in den beiden Jahren
zuvor selbst erst in der Relegation
den Kopf aus der Schlinge zog
und den Klassenerhalt schaffte, er-
neut dem Abstieg in Beletage des
deutschen Fußballs entgegen.
Denn der HSV präsentierte sich
im mit 52.258 Fans sehr gut ge-
füllten Volksparkstadion wie ein
Absteiger. Dabei hatte Trainer
Markus Gisdol, der bei seiner
Heimpremiere ebenso torlos wie
in den beiden Partien zuvor blieb,
Alen Halilovic in die Startelf beor-
dert. Dadurch sollte das HSV-Spiel
mehr Kreativität bekommen. Wa-
rum der neue Coach allerdings
den spielerisch absolut limitierten
Dennis Diekmeier auf der rechten
Außenbahn als Anspielstation des
Kroaten von Beginn an brachte,
statt dem technisch beschlagenen
Gotoku Sakai, verwunderte wohl
alle in der Hamburger Arena. Trotz
gut gemeinter Aktionen, oder ein-
geleiteter Pässe, verpuffte jegliche
Offensivkraft gegen die stabilen,
aber ebenfalls harmlosen Gäste.
Bestes Beispiel war ein Schuss
des später überragenden Marco
Fabian, der seinen Mitspieler Mijat
Gacinovic im Gesicht traf. Den ers-
ten Nadelstich setzten die Hessen
dann in der 32. Minute, als Fabian
nach einem schnellen Konter aus
der Distanz abzog und der Ball nur
einen guten halben Meter am
Hamburger Tor vorbei flog. Drei
Minuten später landete er dort
aber. Lewis Holtby verlor nach ei-
ner unnötigen Drehung den Ball
an den nachsetzenden Gacinovic,
der sofort Bastian Oczipka in halb-
rechter Position bediente. Dessen
Schuss fälschte Holtby dann zum
0:1 ins eigene Gehäuse ab. In der
38. Minute hatte der HSV aber die
große Chance zum Ausgleich.
Douglas Santos schickte mit ei-
nem langen Pass aus der eigenen
Hälfte Alen Halilovic auf die Reise.
Doch Jesus Vallejo konnte den
Kroaten noch abfangen. Dieser
schloss daraufhin nicht ab, son-
dern versuchte sich um den Ein-
tracht-Innenverteidiger zu drehen.
Dabei verlor er den Ball, so dass
die Riesenmöglichkeit vorbei war.
Nachdem der schwache Nicolai
Müller zwei Minuten vor der Halb-
zeit im Eintracht Strafraum den
Ball vertändelte, hatten die Gäste
kurz vor der Pause die Möglichkeit
zum 0:2. Doch mehrere Schuss-
versuche blieben in der Hambur-
ger Defensive hängen, so dass es
mit dem knappen Frankfurter Vor-
sprung in die Kabinen ging. Nach
dem Wechsel überraschte HSV-
Coach Gisdol erneut. Er brachte
mit Bobby Wood zwar einen Stür-
mer, nahm aber mit Halilovic die
Zentrale im Mittelfeld aus der Par-
tie. Dagegen durfte Diekmeier, be-
reits mit einer gelben Karte aus
dem ersten Durchgang vorbelas-
tet, weiterspielen. Nachdem Innen-
verteidiger Emir Spahic verlet-
zungsbedingt ausgewechselt wer-
den musste (55.), leistete sich
Diekmeier zwei Minuten später ein
dummes Foul, als er Oczipka von
hinten umsäbelte. Mit der gelb-ro-
ten Ampelkarte war der Hambur-
ger Außenverteidiger noch gut be-
dient, der HSV aber nur noch zu
zehnt. Und die vom ehemaligen
HSV-Spieler und Frankfurter Trai-
ner Niko Kovac zum nachsetzen
aufgeforderten Gäste kamen die-
ser Vorgabe nach und nur drei Mi-
nuten später zum 0:2. Fabian erlief
einen desaströsen Fehlpass des
lässigen Müller und passte halb-
links zu Shani Tarashaj. Der narrte
„Aushilfs“-Innenverteidiger Albin
Ekdal und knallte den Ball unhalt-
bar unter die Querlatte. In der 69.
Minute dann die endgültige Ent-
scheidung. Fabian lief bei einem
Konter wieder auf die Schnittstelle
der HSV-Abwehr, bediente den
eingewechselten Haris Seferovic
und der schoss ebenfalls unhaltbar
zum 0:3 ins Hamburger Netz. Zwei
Minuten vor dem Abpfiff jubelten
die Hessen dann erneut, als nach
einer Fabian-Ecke Seferovic zum
vermeintlichen 0:4 traf. Doch auf-
grund einer Abseitsstellung wurde
das Tor zu recht nicht anerkannt.
So blieb es bis zum Ende beim 0:3
aus Sicht des HSV und der erneut
großen Angst des ersten Abstiegs
aus der Bundesliga. Während Niko
Kovac richtig erkannte, „dass wir
das Spiel neunzig Minuten be-
herrscht haben“, war Hamburgs
Trainer Gisdol sichtlich ratlos. „Die
Verunsicherung war zu spüren,
nach dem 0:1 sind wir regelrecht
eingebrochen.“
jös
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