Online-Sportzeitung für den Norden 04_17 - page 17

HANDBALL 1. BUNDESLIGA
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Quo vadis Ljubomir Vranjes
Entscheidung in der Trainerfrage
wird nach der WM gefällt
Dass der Trainer der SG Flens-
burg-Handewitt zu den begehrtes-
ten seiner Zunft gehört ist seit lan-
ger Zeit ein offenes Geheimnis.
Schließlich sprechen seine Er-
folge für ihn. So waren nach dem
Gewinn der Champions League
im Jahre 2014 die Franzosen von
Paris St.Germain ganz intensiv
um seine Verpflichtung bemüht.
Trotz dieser sicherlich finanziell
höchst dotierten Offerte entschied
sich der inzwischen 43-jährige ge-
gen einen Wechsel von der Flens-
burger Förde an die Pariser Seine.
Vielmehr verlängerte der schwe-
dische Handballlehrer seinen bis
dato bis 2017 datierten Vertrag
beim nördlichsten Bundesligisten
vorzeitig um drei weitere Jahre
und ist somit bis 2020 vertraglich
bei der SG Flensburg-Handewitt
gebunden. Die Begründung für
die, von beiden Seiten sehr be-
grüßte Kontraktverlängerung war,
dass der gebürtige Serbe die
Früchte seiner Arbeit beim Verein
seines Herzen auch selbst ernten
will! Nach dem Titelgewinn in der
Königsklasse wurde die SG, nicht
zuletzt dank Vranjes, 2015 Deut-
scher Pokalsieger. Im Jahr darauf
wurde dieser Titel knapp verpasst.
In der Meisterschaft folgten ein
dritter und ein zweiter Tabellen-
platz. In der laufenden Saison be-
legt die Mannschaft nach mehr als
der Hälfte der zu spielenden Par-
tien den Platz an der Sonne und
ist folglich auf dem besten Wege
endlich wieder, nach 12 Jahren
Abstinenz, den Titel des Deut-
schen Meister an die Flensburger
Förde zu holen! Es wäre eine
ganz besondere Genugtuung für
die nördlichste Bundesligamann-
schaft, die nicht nur der „schöns-
ten Förde“ beheimatet ist, sondern
auch die andere Fördestadt ein-
mal wieder hinter sich lassen will!
In der „Winterpause“ startete nun
der ungarische Serienmeister Te-
lekom Veszprem einen Anlauf Lju-
bomir Vranjes zu verpflichten. Da
in der „Winterpause“ gleichzeitig
die Austragung der Handball-Welt-
meisterschaft in Frankreich aus-
getragen wird, verlagerte sich das
Geschehen dorthin. Ljubomir
Vranjes begleitet die WM als Ex-
perte für das schwedische Fern-
sehen und wollte vor Ort keinen
Kommentar über den Stand der
„Verhandlungen“ abgeben. Aller-
dings gab er im Vorfeld der WM
zu verstehen, dass ihn eine neue
Aufgabe durchaus reizen könnte.
Nach so vielen Jahren an vorders-
ter Front, zunächst als Spieler,
dann als sportlicher Leiter und Co-
Trainer und schließlich als verant-
wortlicher Coach, wäre sein Akku
leer. Und eine Aufgabe in Ungarn
wäre sicherlich wesentlich weni-
ger aufreibend, da dort die Belas-
tungen erheblich geringer sein
wären. Unausgesprochen ist da-
bei natürlich auch das Thema
Geld. Da der ungarische Serien-
meister hier überproportional gut
ausgestattet ist – die Anzahl der
unter Vertrag stehenden Weltklas-
sespieler beweist dies – wird sich
die Honorierung sicherlich in an-
deren Bereichen als in Flensburg
bewegen. Ein gewichtiges Argu-
ment! Nach Bekanntwerden der
Offerten aus Ungarn schrillten hier
im hohen Norden die Alarmglo-
cken. Der ungemein beliebte
Coach sollte unbedingt gehalten
werden!
SG-Geschäftsführer
Dierk Schmäschke goss zunächst
einmal Öl ins Wasser, um die Wo-
gen zu glätten. „Ljubomir Vranjes
hat bei uns einen gültigen Vertrag
und ich gehe davon aus, dass er
diesen auch erfüllen wird.“ Nach
einigen „Wasserstandsmeldun-
gen“ wurden die Aussagen teil-
weise relativiert. „Während der
laufenden Serie werden wir ihn
auf keinen Fall gehen lassen und
wenn er, nach Ablauf der Saison
dem Werben der Magyaren folgen
will, wird das für uns bestimmt kei-
nen finanziellen Nachteil bringen
dürfen!“ Natürlich konnte die Ge-
schäftsleitung in dieser Phase
nicht untätig bleiben; es wurden
verschiedene Möglichkeiten für
den Fall des Abschieds erwogen.
Zum einen besteht die Möglich-
keit, den jetzigen Co-Trainer, Maik
Machulla, zum Chef zu machen.
Der langjährige Wegbegleiter von
Ljubomir Vranjes, besitzt sämtli-
che benötigten Trainerscheine
und ist nachweislich in taktischer
und menschlicher Hinsicht quali-
fiziert. Es gibt allerdings auch die
Möglichkeit, dass Machulla mit
Vranjes nach Ungarn wechselt, da
dieser ihm mangels eigener Trai-
nerausbildung unbedingt benötigt!
Und damit kommt ein anderer
Handballlehrer ins Visier: Christian
Berge, ehemaliger Publikumslieb-
ling in der Fördestadt und aktuell
als Nationaltrainer Norwegens im
Fokus. Am heutigen Nachmittag
steht der 43-jährige mit seiner
Mannschaft im WM-Finale gegen
Frankreich und hat an diesem Er-
folg ganz gewiss einen sehr gro-
ßen Anteil! Da auch Berge noch
einen bestehenden Arbeitsvertrag
beim Norwegischen Handball-
bund besitzt, sind auch hier ge-
gebenenfalls Verhandlungen über
eine vorzeitige Vertragsbeendung
notwendig. Und nach dem so er-
folgreichen Abschneiden der Nor-
weger bei den Titelkämpfen wird
der Verband sein Aushängeschild
gewiss nicht für ein Butterbrot aus
dem Vertag entlassen. Bis zu die-
sem Zeitpunkt haben alle Parteien
beschlossen, eine verbindliche
Lösung erst nach der WM bekannt
zu geben.
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