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FUSSBALL 1. BUNDESLIGA
Korkut schaltet auf Angriff
Neuer 96-Trainer setzt auf
Fußball, der Spaß macht
Hannover Das hatte sich der
neue Mann bestimmt nicht aus-
gerechnet. Das Medieninteresse
an Tayfun Korkut, der als Nach-
folger von Mirko Slomka bei
Hannover 96 als neuer Trainer
präsentiert wurde, war groß.
Doch eingeschüchtert wirkte
Korkut trotz der zahlreichen
Journalisten keineswegs. Posi-
tiv, selbstbewusst und zielorien-
tiert präsentierte sich der Neue,
der nicht nur der erste türkisch-
stämmige Trainer in der Bundes-
liga sein wird. Hannover 96 ist
auch die erste Station als allein-
verantwortlicher Cheftrainer.
“Ich habe mit Mirko Slomka ge-
sprochen, nachdem es den ers-
ten Kontakt zwischen Manager
Dirk Dufner und mir gegeben
hatte”, berichtete Korkut, der be-
reits das Spiel der 96er in Frei-
burg live auf der Tribüne verfolgt
hatte. Doch allen Kritikern an
Management und 96-Vorstands-
chef Martin Kind begegnete Kor-
kut locker: “Es gab Überlegun-
gen, als Co-Trainer neben Mirko
Slomka einzusteigen”, daher
war er zunächst auch “traurig
über die Entlassung von Mirko.”
Dass er jetzt sogar die Chance
bekommt, als Cheftrainer zu
übernehmen, “ist ein großer Ver-
trauensbeweis von Hannover
96.”
Mit den Spielern habe er bisher
noch nicht gesprochen, “aber
das ist natürlich eine Aufgabe
der kommenden Wochen, um zu
begreifen, wie die Mannschaft
tickt.” Es gehe ihm besonders
darum, die eklatante Auswärts-
schwäche seines neuen Teams
in den Griff zu bekommen. “Da
müssen wir ansetzen. Warum
läuft es zu Hause, aber nicht auf
fremden Plätzen.”
Das zum Saisonstart vom 96-
Chef geforderte Ziel, den Ein-
zug in die Europa-League, ha-
ben Management und Vorstand
inzwischen revidiert. Ganz ver-
abschieden will sich Korkut da-
von aber nicht: “Wir denken von
Spiel zu Spiel. Ich bin zufrieden,
wenn wir nicht in Not geraten
und eine ruhige Saison spielen
können. Allerdings werden wir
schauen, was wir erreichen kön-
nen.”
Einen ersten Eindruck seines
neuen Teams konnte auch Kor-
kut am Sonntag machen. Im
Rahmen des Trainingslagers im
türkischen Belek testete 96 ge-
gen Bundesligakonkurrent Her-
tha BSC Berlin. Am Ende hieß
es 0:0 und für Korkut bleibt die
Erkenntnis, dass auf ihn noch
viel Arbeit wartet, seine Vorstel-
lung von Fußball dem Team zu
vermitteln. Bis zum Start der
Rückrunde in Wolfsburg bleiben
ihm dafür noch zwei Wochen
Zeit. Er, als erster türkischstäm-
miger Trainer der Bundesliga,
als Vertreter einer jungen, mo-
dernen Generation von Übungs-
leitern, sieht die große Chance,
die sich ihm bei Hannover 96
bietet. Er kann aus einer verun-
sicherten, in Teilen vielleicht so-
gar frustrierten Mannschaft, wie-
der ein Kollektiv formen. Dass
er die nötige Empathie und die
Kommunikationsfähigkeiten be-
sitzt, bewies Korkut bei seiner
Vorstellung. Er hat das nötige
Selbstvertrauen, um die vor ihm
liegenden, schwierigen Aufga-
ben anzugehen. Und doch wirkt
Korkut weniger arrogant dabei,
als es sein Vorgänger leider viel
zu oft tat.
Nach fast vier Jahren Ägide von
Mirko Slomka ist Korkut der rich-
tige Mann, um den Staub aus
der Arena und den Köpfen zu
beseitigen und neue Wege zu
gehen. Er kündigte an, seine
Mannschaft solle agieren, das
Spiel machen, einfach Fußball
spielen. Das ist ein mutiger Satz,
denn richtig guten Fußball zeigte
die Mannschaft der Roten in den
vergangenen Monaten viel zu
wenig.
Neu dabei ist Stürmer Artjoms
Rudnevs, der bis zum Saison-
ende vom Hamburger SV aus-
geliehen wird. Der Lette, der in
Hamburg nur Stürmer Nummer
drei hinter Pierre Michel La-
sogga und Maximilian Biester
gewesen ist, will sich den Nie-
dersachsen empfehlen. „Ich
möchte Tore schießen“, sagte
der Neuzugang, der sich beson-
ders auf das direkte Duell seines
neuen Klubs gegen den Alten
freut. Ob nach der Verpflichtung
von Rundes nun der Weg frei ist
für einen Wechsel des von meh-
reren Vereinen aus der Premier
League umworbenen Mame
Diouf, wollte 96-Sportdirektor
Dirk Dufner weder bestätigen,
noch einen vorzeitigen Abgang
des Senegalesen, dessen Ver-
trag am Ende der Saison aus-
läuft, ausschließen. „Stand jetzt
ist, dass wir mit Mame in die
Rückrunde gehen“, so Dufner.
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