Online-Sportzeitung für den Norden 09_17 - page 23

HANDBALL 1. BUNDESLIGA
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Meisterschaft ade
Unglückliche Niederlage in
Magdeburg bedeutet das Aus
ßen konnte und jeweils in Füh-
rung ging. In der ersten Vier-
telstunde konnten die Minde-
ner die Partie offen gestalten,
die heimischen Fans waren
begeistert weil ihre Mannschaft
dem haushohen Favoriten auf
Augenhöhe begegnete. Doch
dann zerstoben die Hoffnun-
gen auf eine Sensation wie
Seifenblasen. Mit einem 6:0
Lauf setzten sich die Nordlich-
ter auf 14:7 ab und bauten die-
sen Vorsprung dann gekonnt
bis zur Halbzeitpause auf ei-
nen neun Tore-Vorsprung aus.
Die Angriffsbemühungen der
Gastgeber prallten nun an der
aggressiv zu packenden Ab-
wehr der Gäste ab und wenn
doch ein Ball Richtung Tor
kam, stand hier mit Mattias An-
dersson ein Keeper der abso-
luten Extraklasse, der 50 Pro-
zent gehaltene Bälle verbu-
chen konnte! Während Frank
Carstens, der Trainer der
Heimmannschaft, gezwungen
war, seine fehlenden Stamm-
spieler durch unerfahrene Ju-
nioren ersetzen musste,
konnte der schwedische
Coach des Tabellenführers auf
die Breite seines Kaders set-
zen und es sich dabei sogar
erlauben seinen nominellen
Spielmacher, Thomas Mogen-
sen, auf der Bank zu belassen!
Gegen die Schnelligkeit und
Präzision der gegnerischen
Angriffe hatte der TSV kein
Gegenmittel und ergab sich
schließlich seinem Schicksal.
Die Angreifer nutzten die sich
bietenden Freiräume gnaden-
los aus und kamen, dann mit
unnachahmlicher Effektivität
zu einem bis dahin nicht erleb-
ten Kantersieg. Während die
heimischen Zuschauer stau-
nend das Desaster erlebten,
feierten die mitgereisten Fans
des potentiellen Titelträgers
ihre Mannschaft begeistert.
Ljubomir Vranjes lobte sein
Team im Anschluss: „Riesiges
Kompliment; meine Mann-
schaft hat sich unheimlich fo-
kussiert!“
AB
SC Magdeburg –
THW Kiel 27:26 (15:15)
SC Magdeburg:
Green, Quen-
stedt (n.e.); Musa (2), Musche
(5/1), von Olphen (n.e.), Bagers-
ted (1), Grafenhorst (2), Christi-
ansen (5), O`Sullivan (1), Bezjak
(1), Weber (4/2), Damgaard (6),
Zelenovic, Lemke.
Trainer:
Benett Wiegert.
THW Kiel:
Wolff, Landin (ab
31.9; Duvnjak (3), Toft Hansen
(1), Dissinger (3), Wiencek (2),
Ekberg (5/1), Zeitz, Dahmke (3),
Brozovic, Vujin 5), Bilyk (1), Nils-
son (3).
Trainer:
Alfred Gislason.
Schiedsrichter:
Nils Blümel /
Jörg Loppaschewski.
Zuschauer:
6800 in der ausver-
kauften Getec-Arena.
Siebenmeter:
4/3 (Landin hält
gegen Weber) – 1/1.
Zeitstrafen:
1 (Zelenovic) – 3
Wiencek 2x, Nilsson).
Rote Karte:
Bezjak wegen gro-
ben Foulspiels in der 15. Spiel-
minute)!
Spielfilm:
0:1 (2.); 2:1 (3.); 3:2
(4.); 3:5 (9.); 5:5 (11.); 5:8 (15.);
8:11 (20.); 11:11 (22.); 13:13
(27.); 15:15 (Halbzeitstand) –
15:16 (32.); 16:19 (35.); 20:20
(41.); 22:21 (44.); 23:23 (53.);
26:23 (57.); 26:26 (59.); 27:26
(Endergebnis).
Bei der anschließenden Presse-
konferenz zeigte sich Kiels Trai-
ner Alfred Gislason unzufrieden
mit der Leistung der Schiedsrich-
ter: „Es waren zwar Kleinigkeiten
die aber letztlich ausschlagge-
bend waren. So wurde Wiencek
in der Schlussphase mit einer
Zeitstrafe belegt, während ein
klares Foul an Duvnjak nicht ge-
ahndet wurde. Es war ein gutes
Spiel von uns, wir hätten mindes-
tens einen Punkt verdient. Glück-
wunsch an Magdeburg. Wir ha-
ben jetzt acht Minuspunkte und
das ist wohl zu viel um noch
Deutscher Meister zu werden.“
Dem vorausgegangen waren un-
gemein spannende 60 Minuten,
in denen die Führung immer wie-
der wechselte. Zunächst hatten
die Fördestädter ein Überge-
wicht; Andreas Wolff konnte
mehrfach parieren und als nach
15 Minuten Magdeburgs Regis-
seur Bezjak nach einer unglück-
lichen Abwehraktion gegen
Christian Dissinger, beim Spiel-
stand von 5:8, mit einer Roten
Karte des Feldes verwiesen
wurde, schien sich das Gesche-
hen zu Gunsten der Gäste zu
entwickeln. Dank der frei gewor-
denen Emotionen fanden die
Bördestädter in die Partie zurück
und lieferten den Zebras einen
Kampf um jeden Zentimeter Hal-
lenboden. Das Torhüterduell der
ersten Spielhälfte gewann Mag-
deburgs Keeper Jannik Green
gegen den Kieler Europameister
Andreas Wolff. Nach der Pause
tauschte Gislason den „Bad Boy“
Wolff gegen den Olympiasieger
Niklas Landin und hatte mit die-
ser Maßnahme zunächst Erfolg.
Doch auch Green blieb heraus-
ragend. Von der 44. Minute
konnte keine Mannschaft den je-
weiligen Torhüter überwinden.
Erst Lukas Nilsson sorgte in der
51. Minute für den Gleichstand
zum 22:22. Es folgte die Phase,
in der sich Kiels Trainer von den
Schiedsrichtern benachteiligt
fühlte und in der sich die Haus-
herren mit drei Toren Vorsprung
auf 26:23 absetzen konnten.
Doch Dahmke, Wiencek und
Nilsson sorgten für den Aus-
gleich. 26:26 und noch waren
100 Sekunden auf der Uhr. Ball-
besitz für die Sachsen – Anhalter.
Das angezeigte Zeitspiel wurde
durch eine Team-Auszeit unter-
brochen und nach einer mehr als
übertriebenen Zeitstrafe für Wi-
encek danach aufgehoben. Un-
mittelbar vor dem Abpfiff sorgte
dann Magdeburgs dänischer
Rückraumspieler Damgaard für
tiefe Kieler Depressionen, in dem
er den Ball mit brachialer Gewalt,
unhaltbar für seinen National-
mannschaftskollegen Landin, im
Tor unterbrachte. Schlusssirene
und Freudentänze auf dem Spiel-
feld und den Tribünen waren die
Folge. Für den THW dürfte nach
dieser Niederlage der Zug Rich-
tung Meisterschaft definitiv abge-
fahren sein. Acht Verlustpunkte
sind gegenüber den drei bzw,
vier Minuspunkten Konkurrenz
zu viel! Mit der Teilnahme am
Achtelfinale der Königsklasse
und auch beim Final Four um
den Deutschen Pokal verbleiben
noch zwei Möglichkeiten einen
Titel zu erringen.
AB
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24
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