Online-Sportzeitung für den Norden 03_20

SEITE 02 FUSSBALL 2. BUNDESLIGA Hecking verliert hoch beim Ex-Klub Der Viertligist VfB Lübeck versohlt den HSV-Profis den Hintern VfB Lübeck – Hamburger SV 5:2 (1:1) VfB Lübeck: Raeder (80. Schu- chardt) – Weißmann (80. Bom- bek), Arslan (73. Fernandes), Ra- maj (73. Parduhn), Mende (73. Lippert), Deichmann (60. Erki- linc), Thiel (80. Bock), Malone (60. Halke), Grupe (60. Dongsu Kim), Hobsch (60. Hebisch), Rie- del (80. Hunu Jeong). Trainer: Rolf Martin Landerl Hamburger SV: Heuer Fernan- des (46. Mickel) – Moritz (46. Beyer), Letschert (46. David), van Drongelen (46. Ewerton), Leibold (46. Amaechi) – Jung (46. Fein) – Schaub (46. Kinsombi), Hunt (46. Dudziak) – Narey (46. Suho- nen), Hinterseer (46. Wood), Jatta (46. Kittel). Trainer: Dieter Hecking Schiedsrichter: Alexander Rop- pelt (VfL Bad Schwartau) Zuschauer: 5.638 Tore: 1:0 Arslan (6.), 1:1 Hinter- seer (25.), 2:1 Weißmann (57.), 3:1 Grupe (57.), 4:1 Parduhn (77.), 4:2 Wood (84.), 5:2 Erkilinc (85.) Zugegeben, es war „nur“ eine Test-Partie, in der beim Hambur- ger SV nicht die Bestbesetzung auflief und viele Spielerwechsel durchgeführt wurden. HSV- Coach Dieter Hecking hatte in Bezug auf die Dosierung des Trainings sehr wahrscheinlich keine Rücksicht auf die Begeg- nung genommen, sondern sein Hauptaugenmerk dem am Don- nerstag, 30. Januar anstehenden Zweitliga-Restrundenstart gegen den 1. FC Nürnberg gewidmet. Trotzdem war es überraschend und aus Sicht des Außenseiters ebenso erfreulich wie für den HSV blamabel, dass der Regio- nalligist VfB Lübeck die „Rotho- sen“ am Donnerstagabend mit 5:2 schlug. Immerhin 5.638 Zuschauer ka- men in das Stadion an der Loh- mühle – fast so viele wie in der letzten Zweitliga-Saison des VfB (2003/2004), in der unter der Re- gie von Hecking auch das DFB- Pokal-Halbfinale erreicht worden war. Als der jetzige HSV-Coach knapp 16 Jahre später an seine frühere Wirkungsstätte zurück- kehrte, musste er früh einen Rückstand hinnehmen: Bakary Jatta unterlief im eigenen Straf- raum ein Querschläger, den Ah- met Arslan, der von 2014 bis 2016 noch für die HSV-Reserve kickte, zum 1:0 nutzte. Den zweimal möglichen, schnel- len Ausgleich des Favoriten ver- hinderte VfB-Torwart Lukas Ra- eder, der erst einen Schuss von Aaron Hunt und dann einen Kopf- ball von Rick van Drongelen, den Gideon Jung mit einer Flanke er- möglicht hatte (8./10. Minute). In der 26. Minute fiel dann aber das 1:1, wobei die Gäste eine Über- zahl-Situation nutzten: Der Lübe- cker Tim Weißmann wurde ver- letzt behandelt, als Lukas Hinter- seer einen Abpraller zum 1:1 ver- wertete. Dieses Ergebnis hatte bis zum Pausenpfiff bestand, weil Yannick Deichmann nach Marvin Thiels Pass eine postwendende VfB-Antwort verpasste, indem er knapp vorbei zielte (27.). Während Hecking für den zwei- ten Durchgang eine komplett neue Mannschaft auf das Feld schickte, die fortan auch coura- giert nach vorne spielte, nahm VfB-Coach Rolf Martin Landerl seine ersten Wechsel erst nach einer Stunde vor. Und Tommy Grupe, einer der vier Akteure, die dann vom Platz gingen, zeichnete sich kurz zuvor noch als Tor- schütze aus – aber der Reihe nach. Zunächst scheiterte Patrick Hobsch mit einem satten Schuss an HSV-Torwart Tom Mickel und nach dem daraus resultierenden Eckstoß landete der Ball auf der Latte, ehe Weißmann aus spit- zestem Winkel das 2:1 gelang. Nur drei Zeigerumdrehungen später hieß es sogar 3:1, als Grupe nach einem weiteren Eck- stoß wuchtig einköpfte. In den Torjubel der VfB-Anhänger hinein folgten die ersten vier Spielerwechsel bei der Heim-Elf und Nicolas Hebisch, einer der „Joker“, hätte beinahe gleich ge- stochen – doch er köpfte knapp am Ziel vorbei (63.). Die Loh- mühle glich nun einem Tollhaus, in dem der Favorit wankte und Pech hatte. Denn einen Freistoß, den Jeremy Dudziak herausge- holt und Sonny Kittel glänzend getreten hatte, sahen viele HSV- Sympathisanten schon im Tor – doch Raeder fischte den Ball sen- sationell noch aus dem kurzen Eck (69.). Kurz darauf scheiterte auch David Kinsombi am überra- genden Raeder (73.), der nach dem folgenden Gäste-Eckstoß mit dem Pfosten im Bunde war. Sinnbildlich für einen Abend, an dem den Hausherren quasi alles und den Hamburgern so gut wie gar nichts gelang, war die 77. Mi- nute: Anssi Suhonen, der eigent- lich für die HSV-A-Jugend kickt, fabrizierte einen fulminanten Pfostenkracher; den Abpraller nutzte die Heim-Elf zu einem schnellen Bilderbuch-Konter, an dessen Ende Fabio Parduhn den weit herausgeeilten Mickel zu- nächst überlupfte, ehe er im Nachsetzen das 4:1 erzielte. Ein offensives Lebenszeichen der „Rothosen“ setzte Bobby Wood, der in dieser Saison noch ohne Pflichtspiel-Tor ist, indem er einen Pass von Xavier Amaechi zum 2:4 verwertete. Den Schlusspunkt setzten dann aber wieder die wackeren Viert- liga-Kicker: Stürmer Zeki Erkilinc (22), der als Gastspieler vom nie- derländischen Zweitligisten FC Dordrecht beim VfB zur Probe mitwirkte, hämmerte den Ball bra- chial zum sagenhaften 5:2-End- stand in das Netz und setzte da- mit ein sehenswertes Bewer- bungsschreiben für eine Ver- pflichtung auf. BS Zweikampf zwischen dem Lübecker Winter-Neuzugang Elsamed Ramaj (links, Leihspieler vom Drittligisten FC Hansa Rostock) und HSV-Akteur Bakary Jatta. Foto: 54 Grad/John Garve

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