Nach dem Bundesliga-Meister-
schaftsspiel in Bietigheim, bei
dem THW-Trainer Alfred Gisla-
son seinen Mannschaftskapitän
Filip Jicha auf der Bank beließ,
folgte nach der Rückkehr in die
Schleswig-Holsteinische Lan-
deshauptstadt die Hiobsbot-
schaft: Der tschechische Natio-
nalspieler muss unters Messer.
Bei der am Freitagvormittag
durchgeführten Operation, die
Dr. Frank Pries im Mare-Klini-
kum in Kronshagen durchführte,
wurden zwei freie Gelenkkörper
am linken Sprunggelenk ent-
fernt. Die Operation verlief nach
Aussagen des Vereinsarztes Dr.
Detlev Brandecker komplika-
tionslos und sollte dazu führen,
dass Filip Jicha nach sechs
Wochen wieder einsatzbereit
sein sollte. Damit ist nicht nur die
Ursache für die vermeintliche
Formschwäche des sympathi-
schen Rückraumspielers gefun-
den; vielmehr wurde diese auch
gleich beseitigt. Filip Jicha hat
mit dem THW Kiel in den sieben
Jahren seit er von Lemgo an die
Kieler Förde gewechselt ist, bis-
her 13 Titelgewinne feiern kön-
nen und hofft darauf, dass noch
etliche folgen werden.
Noch in der letzten, abgelaufe-
nen Saison, konnte der ehemali-
ge Welthandballer 200 Torerfol-
ge feiern; in der jetzigen Serie
konnte er sich bis dato gerade
einmal vier Mal in die Torschüt-
zenliste eintragen! Insgesamt
hat Jicha für die Zebras 1268
Treffer erzielt und liegt mit dieser
Marke hinter der THW-Legende
„Max“ Wilslander, der 1332 mal
traf, aber noch vor Uwe
Schwenker (1224) auf Platz
zwei der „ewigen“ THW-Tor-
schützenliste. Die enorm
schmerzhafte Verletzung hatte
sich Jicha bereits im Mai in der
Bundesligapartie gegen den
TBV Lemgo, die der THW im
Rahmen der ungeheuren Auf-
holjagd mit 46:24 gewinnen
konnte, zugezogen. Trotz der
Schmerzen hatte sich Filip Jicha
in den Dienst der Mannschaft
gestellt und auch die weiteren
Spiele, die nach dem Herz-
schlagfinale zum erneuten
Gewinn der Deutschen Meister-
schaft führten, mit vollem Ein-
satz gespielt. Seine Hoffnung
war, dass die „Beschwerden“ in
der Sommerpause und der
danach anstehenden Saison-
vorbereitung verschwinden wür-
den. Aber weit gefehlt!
Was als Formkrise interpretiert
wurde, war eine sehr schwer-
wiegende Beeinträchtigung, die
bei weiterer Ignorierung wohl
zum vorzeitigen Karriereende
des 32-jährigen Ausnahme-
handballers hätte führen kön-
nen. Der Tiefpunkt war beim
Heimspiel gegen Melsungen
erreicht, als Jicha bei sechs Ver-
suchen keinen erfolgreichen
Abschluss verbuchen konnte,
selbst als er völlig freistehend
vom Kreis zum Wurf kam. „Ich
habe einen hohen Preis für den
letztenTitel bezahlt. Jetzt ging es
wirklich nicht mehr. Ich wünsche
mir, dass ich endlich wieder
schmerzfrei spielen kann, denn
nur dann kann ich der Mann-
schaft helfen. Ich habe versucht,
die Schmerzen zu ignorieren,
aber es wurde immer schlimmer.
Der Fuß war zuletzt nicht mehr
wirklich beweglich und ich war
restlos verzweifelt. Nach der
Untersuchung bei der die Ursa-
che für die ganze Misere festge-
stellt wurde und der sich
anschließenden Operation bin
ich erleichtert. Mit der Zwangs-
pause kann ich umgehen; ich
werde die „freie Zeit“ intensiv
nutzen um mich wieder fit zu
machen!“
Alfred Gislason, der Trainer des
THW, zeigte sich nach der
gefundenen Ursache für die Lei-
stungsschwäche seines vorheri-
gen Leistungsträgers und der
offensichtlich gut verlaufenen
Operation erleichtert: „Ich bin
froh, dass die freien Gelenkkör-
per die Erklärung sind. Ich hatte
schonAngst, dass etwas mit sei-
nem Kopf nicht in Ordnung war“,
fügte er scherzhaft hinzu. Die
Sorge um seinen Kapitän war
natürlich groß und auch spürbar,
denn Jicha ist und wird sicherlich
auch wieder der wichtigste
Ansprechpartner für den Coach.
Während der Rehabilitation des
schmerzhaft Vermissten wird
der dänische Kreisläufer Rene
Toft Hansen als Mannschafts-
führer die Mannschaft anführen.
Die erste Gelegenheit dazu wird
Rene Toft Hansen beim heuti-
gen Champions League-Grup-
penspiel in Kroatien haben,
wenn die Zebras in Zagreb auf
den kroatischen Serienmeister
RK Zagreb treffen. Bis auf Filip
Jicha und den immer noch nicht
einsatzbereiten Regisseur Ras-
mus Lauge kann Trainer Alfred
Gislason die ganze „Zebraher-
de“ auf die Spielfläche schicken
und einen hoffentlich positiven
Spielausgang als zusätzliche
Motivation für den anstehenden
Bundesliga-Zweikampf mit den
Rhein Neckar-Löwen mit an die
Kieler Förde nehmen.
AB
HANDBALL
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Der Kapitän ist verletzt
Filip Jicha muss operiert werden
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16