Online-Sportzeitung für den Norden 31_20

SEITE 20 SEGELSPORT Laser Radial: Ein Ausrutscher, und das Kieler Gold ist weg. Diese Erfahrung musste die amtierende Laser- Radial-Weltmeisterin Marit Bouwmeester im finalen Rennen machen. Die Niederländerin kam nur als 20. in das Ziel, kas- sierte damit ihr Streichresultat und musste die 2019er-Welt- meisterin Anne-Marie Rindom (Dänemark) passieren lassen. „Ich bin überrascht. Gerade bei viel Wind ist Bouwmeester eine starke Wettkämpferin. Aber sie hat einige Fehler gemacht, das war mein Glück“, befand Rin- dom. „Wir kommen jedes Jahr zur Kieler Woche. Dieses Jahr war sie besonders hochwertig, da wir nach der WM keine Re- gatta mehr hatten.“ Rindom nutzte beide Regatta-Hälften der Kieler Woche: Sie segelte zu- nächst in der offenen Laser-Ra- dial-Klasse und dann bei den olympischen Frauen, woraufhin sie feststellte: „22 Rennen in acht Tagen sind ein perfektes Training für die Europameister- schaft in drei Wochen.“ Danach geht der Fokus bereits in Rich- tung Tokio: „Ich werde hart ar- beiten und erwarte dann wieder einen engen Kampf mit Bouwmeester.“ Für die deutschen Seglerinnen ging es zur Kieler Woche um wichtige Qualifikationspunkte für die Tokio-Nominierung. Trotz des 15. Platzes konnte Svenja Weger (Kiel) einen kleinen Vor- sprung vor der neuntplatzierten Hannah Anderssohn (Warne- münde) wahren. Zufrieden war sie trotzdem nicht: „Ich bin gut gestartet. Dann habe ich aber falsche Entscheidungen getrof- fen, mich nicht optimal positio- niert.“ Die letzte Ausscheidungs- runde der deutschen Olympia- Anwärterinnen steht nun bei der Europameisterschaft in Polen an. „Ich werde mit meinem Trai- ner besprechen, wie wir die kon- krete Vorbereitung gestalten“, so Weger. Laser Standard: In Kiel bewies Philipp Buhl schon mehrmals Final-Qualitä- ten. Und auch 2020 stellte der Allgäuer, der Kiel als zweite Hei- mat hat, seine Gegner in den Schatten. Mit einem ersten und einem dritten Rang eroberte der 30-Jährige noch den ersten Platz. Geschlagen war einmal mehr Elliot Hanson. Der Brite hatte vor zwei Jahren in einem Millimeter-Finale Buhl den Kie- ler-Woche-Sieg überlassen müssen – dieses Mal machte der Unterschied zum Abschluss immerhin vier Punkte aus. Für den deutschen Weltmeister ist es der sechste Titel vor Kiel – gefolgt vom britischen Duo Han- son und Michael Beckett. „Bei Wind zu segeln, habe ich nicht verlernt in der langen Pause. Aber zu gewinnen, ist kein Selbstläufer in dieser Klasse. Es waren sieben, acht aus den Top-15 der Welt am Start“, stellte Buhl fest. Gerade die Briten hatten in den letzten Monaten in einer starken Trai- ningsgruppe gearbeitet und wa- ren eine hohe Hürde. „Es freut mich umso mehr, dass es funk- tioniert hat. Es war seglerisch eine kontrollierte Leistung“, so der deutsche Vorzeigeathlet. Bis zur Europameisterschaft bleibt Buhls Fokus nun beim Laser- Segeln; danach wird es etwas entspannter, ehe Anfang des Jahres die konkrete Vorberei- tung für Tokio beginnt. 29er: Mit ihrem Doppelsieg segelte sich das maltesische Geschwis- terpaar Richard und Antonia Schultheis in den Fokus der Öf- fentlichkeit. Die gebürtigen Deut- schen sind mit ihrer Familie vor zwölf Jahren auf die Mittelmeer- insel gezogen und haben dort das Segeln gelernt. Nach der Ausbildung im Opti sind sie nun im 29er angekommen, segeln nebenbei auch noch Waszp. Im Nachwuchsskiff agiert das Ge- schwisterpaar getrennt – jeweils am Ruder mit deutschen Vor- schotern. „Zusammen liefe es wohl nicht so gut“, vermutete die 17-jährige Antonia Schultheis, die mit ihrem Vorschoter Ole Ul- rich erst seit anderthalb Monaten ein Team bildet – und zur Kieler Woche gleich auf Platz zwei lan- dete. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Richard segelt dagegen schon seit rund einem Jahr mit Max Körner zusammen und ge- wann in Kiel souverän. „Die Verbindung ist über unsere Kontakte nach Deutschland zu- stande gekommen. Unseren Vorschotern fehlte jeweils ein Steuermann. Im Winter haben wir vor Malta trainiert, jetzt im Sommer auf dem Gardasee“, er- klärte Richard Schultheis, der sich über den Sieg freute: „Er- wartet haben wir das nicht, aber wir hatten schon hohe Ambitio- nen.“ Den dritten Platz belegten die Dänen Jens-Christian und Jens Philip Dehn-Toftehöj. Formula 18: Zum Abschluss der Kieler Wo- che bekam die Serie der Kat- Asse Cedric Bader/Nicolaj Björn- holt (Frankreich/Dänemark) ei- nen „Kratzer“. Mit dem dritten Rang fuhr das Duo sein schlech- testes Resultat ein, sparte sich danach die Abschlusswettfahrt und genoss den triumphalen Sieg mit 39 Punkten Vorsprung vor den ersten Verfolgern Robert Schütz/Rea Kühl (Krefeld) sowie Mikko und Kirsikka Räisänen (Finnland). KiWo

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