Online-Sportzeitung für den Norden 31_20

SEGELSPORT SEITE 19 Gewagt, gelernt und gewonnen Sportler aus sechs Nationen in der Siegerliste der Kieler Woche Das Wagnis, die Kieler Woche trotz der Corona-Beschränkun- gen und nicht nur später, son- dern auch in anderer Form als in den vergangenen Jahren durchzuführen, hat sich ausge- zahlt. „Jetzt können wir mit gro- ßer Freude und mit Stolz resü- mieren, dass wir es erfolgreich versucht und gewissermaßen eine Benchmark gesetzt haben, was die aktuelle Normalität ist“, erklärte Regatta-Organisations- leiter Dirk Ramhorst in einer Pressemitteilung der Kieler Wo- che. Acht Tage Hochleistungssport, 19 Klassen auf den Bahnen der Kieler Außenförde und 278 Wett- fahrten: Das ist die Bilanz der Kieler Woche 2020, für die auf den Inshore-Bahnen der oberste Wettfahrtleiter Fabian Bach mit seinen Teams verantwortlich zeichnet. „Wir sind sehr zufrie- den, denn wir haben bis auf ein paar wenige Ausnahmen das komplette Programm in allen Klassen segeln können. In den Silber-Gruppen der Laser und 29er haben wir wegen des kräf- tigen Windes zumAbschluss auf ein paar Rennen verzichtet“, bi- lanzierte Bach. Seinen Wett- fahrtleitungen auf den Bahnen stellte er ein hervorragendes Zeugnis aus: „Die Teams haben super gearbeitet. Wir hatten na- türlich auch Glück mit dem Wind, aber das gehört dazu. Das Ziel war es, hochklassige Wettfahrten anzubieten – das hat gut funktioniert. Für 2021 planen wir jetzt wieder mit der Regatta im Juni und hoffen da- rauf, dass wir mit weiteren Er- kenntnissen noch besser mit Co- rona umgehen können. Dann lassen sich vielleicht einige Maß- nahmen zurückschrauben. Aber auch so haben wir gezeigt, dass die Kieler Woche selbst unter diesen Bedingungen Regatten anbieten kann.“ Die Aktiven aus sechs Nationen trugen sich in der zweiten Hälfte der Kieler Woche in die Sieger- liste ein. Auf Platz eins im Län- dervergleich landete dabei Dä- nemark vor Deutschland. 49er FX: Nach dem Sieg in der nationalen Olympia-Qualifikation sicherten sich Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee/Strande) auch ihren dritten Kieler Woche-Sieg. Nach 2012 und 2016 geht die Kieler Goldmedaille erneut an die deut- schen Ausnahmeseglerinnen. Bis zur letzten Wettfahrt war es ein Bug-an-Bug-Rennen mit den Amerikanerinnen Stephanie Ro- ble/Maggie Shea, denen ein zehnter Rang im letzten Rennen nicht genügte, um die deutsche Crew von Platz eins zu verdrän- gen. Auf Platz drei landeten die Britinnen Charlotte Dobson/Sas- kia Tidey. „Es ist etwas Beson- deres, in Kiel zu gewinnen“, er- klärten die Siegerinnen der deut- schen Olympia-Qualifikation di- rekt nach dem Zieleinlauf. Nach den verpassten Tickets für die Olympischen Spiele in London und Rio gelang der Coup im drit- ten Anlauf. 9er: Nach einer überlegenen Vor- und einer soliden Finalrunde hätte Jonas Warrer den Sieg vor Kiel mit dem letzten Zieldurch- gang fast verspielt. Gemeinsam mit seinem Vorschoter Jakob Precht Jensen kam der däni- sche Olympiasieger von 2008 zum Abschluss nicht über einen siebten und einen neunten Platz hinaus. Die Ergebnisse stießen das Tor zum Gesamtsieg einen Spaltbreit auf – und die Vizewelt- meister Diego Botin/Iago Lopez Marra (Spanien) standen bereit. Mit einem ersten sowie einem dritten Platz zogen sie nach Punkten mit Warren/Precht Jen- sen gleich. Doch letztlich lagen die Skandinavier aufgrund der besseren Einzelergebnisse vorne. Für die deutschen Welt- meisterschafts-Dritten Erik Heil/Thomas Plößel reichte es trotz eines Tagessieges zumAb- schluss nicht mehr zu einer Ver- besserung im Gesamtranking: Sie beenden die Kieler Woche als Sechste. „ZumAbschluss ha- ben wir die richtige Segeleinstel- lung gefunden, hatten mehr Speed. Wäre uns der erste Tag nicht missglückt, wäre mehr drin gewesen“, urteilte Thomas Plö- ßel. Finn: Nach einer nicht zufriedenstel- lenden Europameisterschaft in der vergangenen Woche in Po- len, als er sich mit Platz fünf be- gnügen musste, hat sich der Niederländer Nicholas Heiner rehabilitiert. Zur Kieler Woche holte er sich den Sieg vor dem Argentinier Facundo Olezza und dem Schweizer Nils Theuninck. „Es war ein wichtiger Erfolg, eine Bestätigung für die Arbeit im Sommer“, so Heiners Trainer Mark Andrews, der vor sieben Jahren selbst Finn-Sieger bei der Kieler Woche war. „EM-Platz fünf war nicht das, was wir woll- ten. Die Bedingungen dort wa- ren schwierig, aber das waren sie für alle. Hier passte es bes- ser – dennoch gibt es noch ei- nige Arbeit.“ Das Ziel für An- drews ist klar: „In Tokio geht es um eine Medaille. Deshalb fah- ren wir dahin.“ Nacra 17: Zum Abschluss wurde es noch einmal eng mit dem Medaillen- traum der Deutschen Paul Kohl- hoff/Alica Stuhlemmer (Kiel) vor Kiel. Die argentinischen Olym- piasieger Santiago Lange/Ceci- lia Carranza machten mächtig Druck auf das jüngste Team im Feld. 33 Jahre Lebenserfahrung und der Gewinn von drei Olym- pia-Medaillen trennen die 58- jährige Segellegende Lange vom 25-jährigen Paul Kohlhoff. Vor Kiel aber betrug der Unter- schied nur einen Punkt, und der schlug letztlich zugunsten von Kohlhoff/Stuhlemmer aus. Nach einem sechsten sowie einem zehnten Platz am finalen Tag ret- tete sich das Heim-Team auf dem Bronzeplatz in das Ziel. Lange/Carranza mussten trotz eines Tagessieges und eines vierten Platzes insgesamt mit Rang vier vorliebnehmen. Weit über der versammelten Weltklasse agierten die Italiener Ruggero Tita/Caterina Banti. Ohne Ausrutscher und mit sie- ben Siegen in den zwölf Rennen wiesen sie auch die amtierenden Weltmeister John Gimson/Anna Burnet (Großbritannien) deutlich in die Schranke.

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