Online-Sportzeitung für den Norden 27_19

SEITE 28 TRAVEMÜNDER WOCHE schwinden. Ganz ohne Komplikationen lief es dann allerdings doch nicht ab – das allerdings ohne Gegnerein- fluss. Lina Rixgens und Partner Sverre Reinke setzten hinter der Nordermole eine Wende, zogen die Fock auf neuem Bug dicht und mussten dann mit entsetztem Blick feststellen, dass die Schot- befestigung platzte und das Schot- horn wild zu schlagen begann. Wichtige Meter gingen verloren, bevor das Segel wieder stand. Kurze Zeit später musste die junge Crew aber doch den Rückweg an- treten. Das Groß drückte im obe- ren Bereich aus der Mastnut he- raus. Damit wäre ein Reffen nicht mehr möglich gewesen. Bei weiter zunehmendem Wind war eine Weiterfahrt für Rixgens keine Op- tion: „Leider mussten wir zurück in den Hafen. Jetzt werden wir ein Tuch auf das Vorliek nähen, damit es dicker wird und hält. Dann hof- fen wir, bei der Mittelstrecke wie- der dabei zu sein“, erklärte sie in der Mitteilung. Mit gebremstem Schaum ging es eine Stunde später zur Langstre- cke im Ostsee-Cup auf die Bahn. Zwei Startgruppen schickte das Wettfahrtleiter-Team von der Trave aus auf eine etwas kürzere Lang- strecke als bei der Deutschen Meisterschaft. Fakt ist: Die Langstrecke zur Tra- vemünder Woche forderte sowohl die Kondition der Yacht-Teams des Ostsee-Cup als auch der Crews der ersten Deutschen Meister- schaft in der Disziplin Offshore Double Handed. Nach dem Start- spektakel in der Trave am Don- nerstagabend führte der Kurs durch die Lübecker Bucht und im Uhrzeigersinn um Fehmarn he- rum. Im Fehmarnbelt erwischte das Gros des Feldes dann der Gegen- strom bei schwachem Wind – eine strategische Herausforderung und ein zeitraubendes Nervenspiel. Um allen Crews des weit ausei- nander gezogenen Feldes eine Rückankunft in Travemünde bis zum frühen Abend zu ermögli- chen, kappte Wettfahrtleiter Uwe Wenzel den Schlenker nach Wis- mar: „Ich habe ihnen 35 Meilen und eine Kreuz geschenkt“, er- klärte er. Um 12.38 Uhr querte schließlich die „Milou“ die Ziellinie vor der Nordermole. Fast 20 Stunden wa- ren die Lübecker Bernd Petrick und Annika Salonen unterwegs. Kurz darauf liefen die „Halbtro- cken“ mit Knut Freudenberg/Nils Reichert und die „Immac Fram“ mit Florian Schlünder/Karla Dörff- ler ein – zwei Yachten, die schon bei der IDM Seesegeln am Start waren und nun das Double mit der Double-Handed-Meisterschaft ab- solvieren. Berechnet setzten sich die „Halb- trocken“ und die „Immac Fram“ vor der „Grace“ von Andreas und Birthe Grasteit (Lübeck) an die Spitze. Und das, obwohl Knut Freudenberg als Skipper der „Halbtrocken“ momentan an Land nur auf Krücken agieren kann. Ein Sehnenriss im rechten Knie, den er sich bei der Kieler Woche zu- zog, schränkt seinen Aktionsradius ein. „Ich bin nicht ganz so be- hände, aber an Bord geht es. Die Schoten- und Leinenführung ist so, dass ich alles aus dem Cockpit bedienen kann. Auf dem Vorschiff bin ich natürlich nicht unterwegs“, erklärte Freudenberg und er- gänzte: „Ich bin ja selbst Ortho- päde und weiß, was ich mir zu- muten kann.“ Während Freudenberg also mit gedämpftem Aktionspotenzial agierte, berichtete Hasso Hoff- meister, der mit Co Michael Höf- gen den Mini „Husky“ auf Platz neun steuerte, von einer anstren- genden Nacht. „Wir mussten viele Manöver fahren und Segel wech- seln. Für einen Mini war der eckige Kurs nicht von Vorteil.“ Aber der Sommer entschädigte für die Anstrengungen: „Bei 21 Grad in der Nacht kann man das schon genießen. Es ist eine großartige Veranstaltung.“ Bei den Langstrecken-Seglern des Ostsee-Cup gewann die „Mia Caro“ von Jörg Bardeleben (Lü- beck) die ORC-Wertung, Jonas Franke (Lübeck) triumphierte mit der „Brasso“ in der Yardstick-Ka- tegorie. TraWo Lina Rixgens und Sverre Reinke mussten kurz nach dem Start aufgeben. Foto: segel-bilder.de

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