Online-Sportzeitung für den Norden 03_18

SEITE 14 HANDBALL EUROPAMEISTERSCHAFT Titelträume ausgeträumt Deutsche Mannschaft scheidet nach ungenügender Leistung aus Nur in der Zuschauer-Rolle ist Deutschlands Finn Lemke (rechts), als der Spa- nier Eduardo Gurbindo zum Fußball ansetzt. Foto: Eibner-Pressefoto Spanien – Deutschland 31:27 (14:13) Vor dem Anwurf war klar, dass die deutsche Mannschaft mit ei- nem Sieg über Spanien ganz si- cher in die Runde der letzten Vier einziehen würde und damit in jedem Fall um die Medaillen kämpfen würde. Gleiches galt für die Iberer. Sollte Mazedo- nien, als Favorit gegen Tsche- chien und Dänemark zwei Punkte holen, wäre der Traum vom Einzug in das Halbfinale bereits geplatzt. Sowohl Spa- nien als auch Deutschland hat- ten im vorherigen Hauptrunden- spiel eine Niederlage einstecken müssen – die deutsche Auswahl war dem dänischen Nachbarn unterlegen und die Spanier hat- ten gegen Slowenien verloren. Als Vorteil wurde die Tatsache gesehen, dass der deutschen Auswahl ein Ruhetag mehr als den Spaniern zur Verfügung stand. Natürlich war allen Betei- ligten noch das Finale der vor- herigen Europameisterschaft ge- genwärtig; vor zwei Jahren zer- schellten die Titelambitionen der Spanier an der unüberwindli- chen Abwehr des späteren Titel- trägers und speziell an der über- menschlichen Leistung des deutschen Torhüters Andreas Wolff! In dieser Partie hatten sich die „Bad Boys“ ihrem Namen entsprechend verhalten und ge- nau auf dieser Hoffnung fußte vor der Begegnung das Hoffen im deutschen Lager. Es dauerte bis zur fünften Minute bis die Deutschen Fans die 1:0 Füh- rung feiern konnten. Der im bis- herigen Turnierverlauf enttäu- schende Julius Kühn knüpfte an seine Leistung von vor zwei Jah- ren an. Er demonstrierte Selbst- bewusstsein, dass bis dahin nicht erkennbar war. Überhaupt war die Körpersprache ein Indiz dafür, dass das deutsche Team unbedingt gewinnen wollte. Nach 11 Minuten lagen die Schützlinge von Bundestrainer Christian Prokop beim 5:3 mit zwei Toren vorn. Nach demAus- gleich zum 5:5 legten allerdings die Spanier immer wieder vor und die Deutschen rannten je- weils dem Rückstand hinterher. Auf Seiten der Deutschen Aus- wahl setzte sich die ungenü- gende Chancenverwertung aus den vorhergegangenen Spielen fort. So scheiterte speziell Mann- schaftskapitän Uwe Gensheimer wiederholt am spanischen Kee- per! Mit zwei nicht verwandelten und einem verwirkten Sieben- meter sorgte er verantwortlich dafür, dass Spanien mit einem 14:13 Vorsprung in die Pause gehen konnte. Das Torhüterduell Wolff gegen Peres de Vargas stand zu diesem Zeitpunkt noch unentschieden. Beide konnten nicht an die erhofften Leistungen anknüpfen. Bis zum 15:15 blieb das Spiel im normalen Rahmen; doch dann geschah absolut un- gewöhnliches: Die Deutsche Mannschaft nahm sich eine nie erlebte Auszeit. Nicht der Trai- ner, vielmehr die Mannschaft stellte das Spiel ein. 12 Minuten herrschte das absolute Chaos auf Seiten des Titelverteidigers! Aus dem 15:15 Spielstand wurde ein 15:23 Rückstand; die Spanier nahmen die Geschenke dankend an und trafen allein dreimal in das verwaiste Tor der Deutschen! Obwohl dann ur- plötzlich der deutsche Kampf- geist wieder erwachte, war es für eine erfolgreiche Aufholjagd zu spät.Auch Heinevetter für Wolff war keine Option für eine Wende. Die Spanier nutzten die unverhoffte Steilvorlage ihres Gegners routiniert aus und zo- gen mit einem 31:27 Erfolg in das Endspiel am Sonntag ein. Gegner wird dann die Mann- schaft der Schweden sein! In Deutschland wird es nach Tur- nierende mit Gewissheit eine Diskussion darüber geben, ob der Bundestrainer auch weiter- hin im Amt bleiben soll. AB

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