Online-Sportzeitung für den Norden 23_19

SEITE 02 HANDBALL 1. BUNDESLIGA Kiel feiert seinen THW Nach 2004 und 2018 wird die SG auch 2019 Deutscher Meister Die Ausgangsposition war klar: Eine Niederlage im letzten Meis- terschaftsspiel der Saison 2018/2019 durfte sich die SG Flensburg-Handewitt nicht erlau- ben, wenn der Traum von der Titelverteidigung nicht platzen sollte. Mit 62:4 Punkten hatte die SG eine Bilanz aufzuweisen, die „fast“ optimal zu nennen war. „Fast,“ weil dahinter der Erzri- vale aus der 80 Kilometer ent- fernten Landeshauptstadt Kiel, mit zwar zwei Punkten weniger, aber mit der erheblich besseren Tordifferenz – plus 212 zu 190 – auf einen Ausrutscher lauerte! Während also der Tabellenführer auswärts beim Aufsteiger Bergi- scher HC antreten musste, der sein Heimspiel in den 10000 Zu- schauer fassenden Düsseldorfer ISS Dome verlegt hatte, muss- ten sich die ewigen Konkurren- ten von der anderen Förde in ei- gener Halle mit der Mannschaft von Hannover-Burgdorf messen. Die Euphorie in beiden Lagern war riesengroß. Aus der „Bun- desbahndiaspora“ Flensburg fuhr ein Sonderzug in die Nord- rhein-Westfälische Landes- hauptstadt, der mit rund 800 Fans besetzt war. Dazu hatten sich weitere 2000 Fans aus dem Norden auf den Weg in den Westen Deutschlands gemacht um ihre Mannschaft vor Ort zu unterstützen. Natürlich war auch die Spielstätte der Zebras, die zeitgleich antreten mussten, mit 10285 Zuschauern ausverkauft. Im Westen der Republik herrschte Zuversicht, die sich in lautstarker Unterstützung schon vor demAnwurf äußerte; im Nor- den, eben in der ehemaligen Ostseehalle, hofften Spieler und Fans auf einen Ausrutscher der Konkurrenz, die sich allerdings sogar ein Unentschieden leisten konnte. Der Tabellenführer legte los wie die Feuerwehr, von Ner- vosität keine Spur. Die mitge- reisten Fans hatten die klare Übermacht, während die heimi- schen Zuschauer ob der Über- legenheit der Gäste verstumm- ten. Mit vier aktuellen Weltmeis- tern, drei Vizechampions sowie weiteren international erfahre- nen Aktiven war das Leistungs- potential deutlich aufgeteilt. Ent- sprechend die Halbzeitführung von 13:8 zu Gunsten der favori- sierten Mannschaft. Wesentlich enger ging es in der Partie des Deutschen Rekordmeisters zu. Die Zebras lagen bei Halbzeit zwar mit 15:13 in Führung, wirk- ten allerdings sehr gehemmt und ihnen unterliefen ungewohnt viele technische Fehler. Die Gäste schafften beim 20:19 den Anschluss, mussten sich dann aber der individuellen Überle- genheit der Hausherren beugen, die letztlich deutlich mit 30:26 siegten. In Düsseldorf schien al- les auf einen Kantersieg der fa- vorisierten Truppe hinauszulau- fen; Maik Machulla schien sich entspannt zurücklehnen zu kön- nen. Doch mit fortschreitender Spieldauer schlich sich „die Angst vor dem Erfolg“ in die Köpfe. Die Erinnerung an das Geschehen von vor einem Jahr, als die SG in eigener Halle ge- gen ein ersatzgeschwächtes Team von Frisch Auf Göppingen nur „hauchzart“ zum Titelgewinn kam, war bei Zuschauern und Mannschaft präsent! In der 56. Minute war die Angst dann greif- bar – die Bergischen waren auf 23:24 herangekommen! Jetzt machten sich auch die heimi- schen Zuschauer lautstark be- merkbar, die bis dahin die so- wohl spielerische als auch akus- tische Überlegenheit der Aus- wärtigen anerkannt hatten. Dank der Abgeklärtheit des bei der Weltmeisterschaft ins All-Star- Team gewählten Dänen Rasmus Lauge, zweier Paraden von Tor- hüter Benjamin Buric und der Abgeklärtheit des Norwegers Magnus Jöndal, der einen Sie- benmeter nervenstark ver- senkte, reichte es schließlich zu einem 27:24 Auswärtssieg, der in einem unglaublichen Sieges- taumel mündete! Den unterlege- nen Gastgebern, die sich bei ei- nem eigenen Erfolg einen inter- nationalen Startplatz gesichert hätten, blieb nur die faire Gratu- lation und die Erkenntnis, dass Nass, aber glücklich: SG-Akteur Lasse Svan Hansen mit Meisterschale und in nicht mehr ganz trockenem Zustand. Foto: Benjamin Nolte

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