Online-Sportzeitung für den Norden 14_20

SEITE 02 FUSSBALL 1. BUNDESLIGA Stürmer bei Hertha suspendiert Kalou sorgt mit Corona-Video für Negativschlagzeilen Nicht nur bundesweit, sondern auch in vielen anderen europäi- schen Ländern – vor allem in England, wo er von 2006 bis 2012 für den FC Chelsea London spielte – sorgte das facebook- Livevideo von Salomon Kalou für Furore. Der Offensivmann von Hertha BSC Berlin zeigte in dem Video, wie er zum Training fuhr, auf seinem Weg zur Mann- schaftskabine einem Mitarbeiter des Vereins in dessen Büro die Hand schüttelte, in der Kabine ebenfalls mehrere Spieler per Handschlag begrüßte und sich mit Sturmpartner Vedad Ibisevic über die Gehaltkürzungen aus- tauschte. Dann wurde es noch haariger: Kalou betrat einen Raum, in dem ein Betreuer ge- rade einen Corona-Test bei sei- nem Mitspieler Jordan Toruna- righa durchführte. Der Bitte des Betreuers „(Sala, bitte lösch das, Bitte“), kam der Mann von der El- fenbeinküste nicht nach. Stattdes- sen war in seinem Video auch noch zu sehen, wie er durch die Katakomben des Trainingszen- trums ging und „Corona-Virus“ sang. Zwar löschte Kalou dieses Video schnell wieder von seiner face- book-Seite – doch zu diesem Zeitpunkt war es schon auf vielen anderen Seiten hochgeladen und der Schaden nicht nur für seinen Verein, sondern für die ganze Bundesliga enorm. Deshalb ver- öffentlichten die Hertha-Verant- wortlichen am Montagabend auch folgende, deutliche Stellung- nahme auf ihrer Internet-Seite ( „www.herthabsc.de “): „Salomon Kalou hat mit seinem Video den Eindruck vermittelt, dass die Spieler von Hertha BSC die vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln seitens der Ge- sundheitsbehörden nicht ernst nehmen. Hertha BSC möchte festhalten, dass dies die Verfeh- lung eines einzelnen Spielers war. Die Tatsache, dass andere Teammitglieder ihn nicht auf diese Verfehlung aufmerksam ge- macht haben und stattdessen den Gruß per Handschlag erwi- dert haben, verdeutlicht, dass die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands- und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen müssen. Der Kader von Hertha BSC ist in vier Achtergruppen und eine Vie- rergruppe zum Trainingsbetrieb unterteilt. Diese Gruppen nutzen unter Einhaltung der Abstandsre- geln zum Umziehen unterschied- liche Räumlichkeiten. Zudem sind die Spieler vom Verein eingehend und umfassend über die Hygiene- und Abstandsregeln informiert worden. Salomon Kalou hat sich durch die negativen Testergeb- nisse dazu verleiten lassen, seine Teamkollegen in seiner Kabine entgegen der klaren Ansagen durch den Hygienebeauftragten teilweise mit Handschlag zu be- grüßen. Salomon Kalou hat mit seinem 'Corona-Gesang' den Eindruck erweckt, dass er sich des Ausma- ßes der Corona-Pandemie nicht bewusst ist. Hierzu möchte Salo- mon Kalou, der sich vor allem in seinem Heimatland Elfenbein- küste für diverse soziale Projekte engagiert, folgendes äußern: "Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Das Gegenteil ist der Fall, denn ich mache mir vor allem auch über die Menschen in Afrika große Sorgen, denn dort ist die medizinische Versorgung bei weitem nicht so gut wie in Deutschland. Ich habe nicht wirk- lich nachgedacht und mich darü- ber gefreut, dass unsere Tests alle negativ waren. Zudem möchte ich mich auch bei den im Video Gezeigten entschuldigen, die nicht wussten, dass ich live sende und die ich nicht in eine solche Situation bringen wollte." Salomon Kalou hat mit dem Vi- deo aus der Kabine gegen team- interne grundlegende Regeln ver- stoßen und ein Verhalten gezeigt, welches weder der Situation an- gemessen ist noch den Verhal- tensregeln des Vereins entspricht. Hertha BSC hat daher entschie- den, ihn mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb zu suspendieren. Die Diskussion zum Thema Teil- gehaltsverzichts der Lizenzspieler bei Hertha BSC ist durch fehler- hafte Abrechnungen entstanden. Diese wurden mittlerweile korri- giert. Die grundsätzliche Maß- nahme war in offen geführten Ab- stimmungsgesprächen mit allen besprochen und von allen Spie- lern unterstützt worden. Es gab dort keine kritischen Stimmen. Im Gegenteil, alle haben diese Maß- nahme begrüßt.“ Abschließend erklärte Hertha-Ge- schäftsführer Michael Preetz in der Stellungnahme: „Salomon Kalou hat mit seinem Video nicht nur Hertha BSC einen großen Schaden zugefügt, sondern vor allem in der aktuellen gesell- schaftlichen Diskussion über die Wiederaufnahme des Spielbe- triebs und die Rolle des Profifuß- balls den Eindruck erweckt, dass einzelne Spieler das Thema Co- rona nicht ernst nehmen. Ich möchte aber ausdrücklich beto- nen, dass wir alle Beteiligten in- tensiv auf die Hygiene- und Ab- standsregeln hingewiesen haben und auf deren konsequente Ein- haltung achten. Wir orientieren uns klar an den Maßgaben der für uns zuständigen Gesundheits- behörde und den Empfehlungen des RKI. Hertha BSC bedauert das Verhalten von Salomon Ka- lou zutiefst, zumal es sich um ei- nen gleichermaßen verdienten wie erfahrenen Spieler handelt. Das Ausmaß des Fehlverhaltens erfordert jedoch konsequentes Handeln." BS

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