Online-Sportzeitung für den Norden 36_20

SEITE 04 FUSSBALL 2. BUNDESLIGA Gruseliges Geisterspiel am Millerntor Kiez-Kicker kassieren Klatsche gegen Karlsruhe FC St. Pauli – Karlsruher SC 0:3 (0:1) FC St. Pauli: Himmelmann – Ohlsson, Knoll (56. Lawrence), Buballa – Zander (79. Lankford), Becker, Benatelli (56. Daschner), Paqarada (56. Dittgen) – Zalazar – Kyereh (86. Tashchy), Makie- nok. Trainer: Timo Schultz Karlsruher SC: Gersbeck – Thiede (87. Jung), Gordon, Bor- muth, Heise (81. Carlson) – Fröde – Kyoung-Rok Choi (81. Batmaz), Wanitzek, Gondorf, Lo- renz (81. Goller) – Hofmann (85. Gueye). Trainer: Christian Eichner Tore: 0:1 Thiede (4.), 0:2 Gon- dorf (50.), 0:3 Hofmann (76.) Gelbe Karte: Dittgen – Schiedsrichter: Alexander Sat- her (FC Grimma) „Andreas, wo sind deine Krü- cken?“ Dass am Sonntag im Mil- lerntor-Stadion wegen der Co- rona-Beschränkungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ge- kickt werden musste, machte es möglich, dass diese Frage eines auf der Pressetribüne sitzenden Journalisten auf dem Rasen zu hören war. Der angesprochene Andreas Bornemann, Sportlicher Leiter des FC St. Pauli, der bei den letzten Partien noch zwei Gehhilfen benötigt hatte, antwor- tete ebenfalls gut hörbar: „Im Auto.“ Bornemanns Gesundheitszu- stand nicht zuträglich war aller- dings die Anfangsphase der Par- tie gegen den Karlsruher SC, die in der vierten Minute das nächste Kuriosum beinhaltere. Bei einem von halbrechts aus abgegebenen 18-Meter-Schuss des Karlsruhers Marco Thiede reagierte St. Paulis Keeper Ro- bin Himmelmann erst gar nicht, ging dann langsamer erwischte den Ball im Verbund mit dem In- nenpfosten deshalb erst, als er die Torlinie bereits überquert hatte. Obwohl dies gut zu sehen war, ließ Schiedsrichter Alexan- der Sather aus Grimma die Par- tie zunächst weiterlaufen – erst nach einer gefühlten Ewigkeit bekam er ein entsprechendes Signal des Video-Referees To- bias Reichel (GSV Maichingen) und entschied richtigerweise auf Tor. Dieser frühe Rückstand hemmte die Kiez-Kicker merklich. Im Glück waren sie, als ein 22-Me- ter-Freistoß des Karlsruhers Marvin Wanitzek knapp am lin- ken Winkel vorbei ging (13. Mi- nute) und Philipp Hofmann nach einem Pressschlag zwischen Daniel Buballa sowie dem Ex- St. Paulianer Kyoung-Rok Choi aus guter Position verzog (14.). Erste Torannäherungen der Heim-Elf gab es, als Simon Ma- kienoks 18-Meter-Schuss noch abgefälscht wurde und knapp links vorbei strich (27.). Auf der Gegenseite wurde Kyoung-Rok Chois Versuch nach einem Eck- stoß noch abgeblockt und bei Robin Bormuths Nachschuss war ebenfalls ein Abwehrbein dazwischen, das den Ball über die Latte lenkte (30.). In der Folge fehlte dem Spiel der Ham- burger oftmals die nötige Präzi- sion, weshalb die Seiten beim Stand von 0:1 gewechselt wur- den. Konnten sich die St. Paulianer mit diesem Pausenstand noch glücklich schätzen, so kam es zu Beginn des zweiten Durch- gangs noch schlechter. Zunächst rutschte Kyoung-Rok Choi noch an einer Linksflanke von Marc Lorenz vorbei (48.), doch kurz darauf klebte Himmelmann bei Philipp Heises Freistoßflanke von der linken Seite auf seiner Torlinie; Makienok und Rodrigo Zalazar behinderten sich beim Klärungsversuch gegenseitig, woraufhin Jerome Gondorf aus 18 Metern halbrechts flach ein- schoss. Sather ließ in Köln noch klären, ob eine Abseitsposition vorlag, erkannte den Treffer dann aber an. Eine zügige Antwort wäre mög- lich gewesen, als Zalazar von halbrechts aus guter Position zum Freistoß antrat, diesen aber deutlich am Ziel vorbei wuchtete (54.). Eine Zeigerumdrehung später jagte Luca Zander eine Linksflanke von rechts im Gäste- Strafraum über die Latte. In der Folge generierten die Braun- Weißen, bei denen sich Lukas Daschner nach seiner Einwechs- lung als belebendes Element er- wies, viel Ballbesitz. Jedoch gab es gegen die lauffreudigen und zweikampfstarken Gäste fast kein Durchkommen. Und als es bei der Heim-Elf endlich einmal schnell ging, scheiterte der ebenfalls eingewechselte Maxi- milian Dittgen von halblinks aus an KSC-Keeper Marius Gers- beck (70.), der aufgrund der feh- lenden Prüfungen wohl eine Er- kältung fürchten muss. Immerhin: In der Schlussphase versuchten es die Kiez-Kicker noch einmal. Nach einem Steil- pass zögerte Daniel-Kofi Kyereh aber zu lange, weshalb Bormuth mit langem Bein noch auf Kosten eines Eckstoßes retten konnte (72.). Und nachdem Becker mit einem Flachschuss in Gersbeck seinen Meister gefunden hatte (75.), machten die Gäste aus Baden den Deckel drauf: Hof- mann, der vom Hamburger SV umworben wird, eroberte im Mit- telfeld selbst den Ball, woraufhin Heise links Lorenz fand. Dessen Linksflanke drückte Hofmann selbst aus Nahdistanz ins Netz. Dieses deutliche 0:3 war der Endstand, da Daschner aus Nahdistanz an Gersbeck ver- zweifelte (78.). Weil die St. Pau- lianer in einem gruseligen Geis- terspiel nicht einmal ansatzweise an die starke, neun Tage zuvor im Derby beim Hamburger SV (2:2) gezeigte Leistung anknüp- fen konnten, verloren sie ver- dient und rutschten im Klasse- ment hinter den KSC auf den vorletzten Platz ab. BS Hier ist Finn Ole Becker (St. Pauli) vor Kyoung-Rok Choi, der von 2012 bis 2018 noch für die Kiez-Kicker spielte, am Ball - am Ende hatten aber die Karlsruher klar die Nase vorne. Foto: BS

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