Online-Sportzeitung für den Norden 40_20

FUSSBALL 1. BUNDESLIGA SEITE 03 herren vor der Pause noch vor- trugen, fehlte die nötige Genau- igkeit. Nachdem Marvin Platten- hardt sich für die Ausführung von Standardsituationen mit schwachen Hereingaben „dis- qualifiziert“ hatte, brachte Ma- theus Cunha einen Eckstoß in die Mitte, wo Lukebakio freiste- hend zum Kopfball kam – Luthe bestand diese Prüfung jedoch sicher (40.). Und nachdem die Gäste bei einem Konter über Awoniyi nicht genau genug agiert und letztlich der Ex-Bre- mer Max Kruse klar verzogen hatte (43.), gab es kurz vor dem Pausenpfiff noch eine Chance für die Herthaner: Ein Ball von Darida, halb Flanke und halb Torschuss, gelangte zu Luke- bakio, der aber keinen Schuss zustande bekam und deshalb nur einen Eckstoß herausholte. Dieser brachte nichts ein, so dass es nach einer dreiminüti- gen Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem 0:1-Zwi- schenstand in die Kabinen ging. Für den zweiten Abschnitt brachte Hertha-Trainer Bruno Labbadia mit Javairo Joreno Faustino Dilrosun und Krzystof Piatek gleich zwei frische Of- fensivkräfte. Beim schnellen Ausgleich hatten die beiden „Jo- ker“ ihre Finger beziehungs- weise Füße noch nicht mit im Spiel: Matheus Cunha behaup- tete sich im halblinken Mittelfeld stark gegen gleich drei Union- Akteure und zog aus 20 Metern ab. Luthe konnte den Ball we- der festhalten noch zur Seite abwehren – stattdessen ließ er ihn nach vorne wegspringen, was Petar Pekarik nutzte, um vor dem zu spät kommenden Prömel von halbrechts aus zum 1:1 in das lange Eck einzu- schießen. In der Wuhlheide dürfte dieser Patzer die Diskus- sionen, ob Luthe weiter die Nummer eins sein oder Loris Karius, der immerhin vom eng- lischen Meister FC Liverpool ausgeliehen worden war, eine Chance bekommen solle, be- feuern. Nun war das Ergebnis quasi wieder auf null gestellt und die Herthaner wollten mehr. Sie hatten gegen „Eisern Union“, das mit Kruse als einziger Spitze auf Konter setzte, ein deutliches Plus an Ballbesitz, aber zunächst keine weiteren klaren Torchancen. Nach einer guten Stunde hätte es mögli- cherweise einen weiteren Platz- verweis gegen die Gäste geben können, als Christopher Lenz ohne, dass der Ball auch nur in der Nähe gewesen wäre, Peka- rik in dessen Gesicht stieß – Dr. Brych beließ es aber bei einer Gelben Karte, mit der Lenz, der von 2008 bis 2012 in der Her- tha-Jugend und vom Januar 2017 bis zum Juni 2018 für Hol- stein Kiel aktiv war, sehr gut be- dient war (63.). In der 69. Minute gab Piatek seinen ersten Torschuss des Tages ab, der aus spitzem Win- kel sein eigentliches Ziel jedoch klar verfehlte. Fünf Zeigerum- drehungen später machte der Pole es dann aber besser: Luthe unterlief nach einem Rückpass ein Fehlpass, den Plattenhardt in Höhe der Mittel- linie aufnahm und links Dilrosun bediente. Dessen Linksflanke gelangte zu Piatek, der das Zu- sammenspiel der beiden „Jo- ker“ krönte, indem er sich noch einmal um den Ex-Wolfsburger Robin Knoche herumdrehte und dann flach abzog. Mit seinem Schuss tunnelte Piatek den im Weg stehenden Julian Ryerson, der den Ball noch so abfälschte, dass Luthe keine Abwehr- chance mehr besaß. Für die Unioner war dies insofern bitter, als dass kurz zuvor bei einem Konter Prömel in aussichtsrei- cher Position nur knapp einen Direktpass von Kruse verpasst hatte (71.). Nur drei Minuten nach dem 2:1 kam es noch besser für die Her- thaner, als dieselben Protago- nisten den Vorsprung verdop- pelten. Wieder war es der agile Dilrosun, der von links aus Pia- tek fand. Der 25-Jährige, der im Januar für eine Ablösesumme von etwa 24 Millionen Euro vom italienischen Spitzenklub AC Mailand in Deutschlands Haupt- stadt gekommen war, nahm den Ball im Zweikampf mit Ryerson hoch an und versenkte ihn dann technisch anspruchsvoll aus 15 Metern artistisch im langen Eck – 3:1. Dieser Treffer kam natürlich ei- ner Vorentscheidung gleich, da die zehn Union-Akteure in Un- terzahl kaum dazu in der Lage schienen, in der letzten Viertel- stunde noch zwei Tore zu schie- ßen. Zwar versuchte Union- Coach Urs Fischer in der Schlussphase mit den Ein- wechslungen von Sheraldo Be- cker und Cedric Teuchert noch einmal, neue Offensivimpulse zu setzen. In der 87. Minute er- kämpften sich die Köpenicker immerhin noch einmal einen Eckstoß, bei dem jedoch nichts mehr herauskam. Auf der Ge- genseite schnupperte Piatek sogar noch am Hattrick, als er es mit einem satten Fernschuss probierte, den Luthe aber stark über die Latte lenkte (91.). Der „Mann des Tages“ wurde Piatek aber auch so, während die Unioner noch den Verlust von Kruse beklagen mussten: Der 32-Jährige wurde n der Nach- spielzeit verletzt vom Platz ge- führt und am Sonnabend eine Muskelverletzung im hinteren, rechten Oberschenkel diagnos- tiziert. Hertha-Trainer Bruno Labbadia erklärte auf der Pressekonfe- renz nach der Partie: „Es ist im- mer etwas Schönes, wenn man einen Derby-Sieg einfährt. Das bedeutet uns wirklich viel, ers- tens dass wir die drei Punkte geholt haben, weil uns das in unserer Entwicklung einen Schub geben kann – es ist wichtig, auch mal ein Spiel, das wir nicht hervorragend, sondern sehr unruhig bestritten haben, gewinnen. Für alle Herthaner, die zugeschaut haben, für un- sere Fans, die gerne im Stadion gewesen wären und mit denen wir diesen Derby-Sieg gerne geteilt hätten, aber auch für uns war es wichtig. Es ist wichtig, solche Spiele, die nicht so gut bestritten werden, zu gewinnen – auch, wenn ich daran denke, wie wir gegen den VfL Wolfs- burg zuhause dominiert, aber nicht gewonnen haben, ist das etwas, das uns helfen kann. Das nehmen wir mit, wir freuen uns über den Sieg, zumal Union Berlin nicht umsonst so viele Punkte hat. Kompliment an Urs Meier, der dort sehr, sehr gute Arbeit macht. Deshalb war es auch selbst gegen zehn Mann nicht so einfach, diesen Gegner zu knacken, weil er sehr diszip- liniert gespielt hat – aber wir ha- ben vor allem in der zweiten Halbzeit ein besseres Positions- spiel gehabt und deshalb, wie ich glaube, am Ende auch ver- dient gewonnen. BS Auch sein zweites Berliner Derby als Hertha Trainer gewann Bruno Labbadia, der letztmals am 3. September 1988, noch als Stürmer des Hamburger SV, beim 1:1 gegen den FC St. Pauli ein Stadt-Duell nicht siegreich beendete. Foto: BS (Archiv)

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