Online-Sportzeitung für den Norden 22_20

SEITE 04 FUSSBALL 2. BUNDESLIGA Wird U19-Coach Schulz befördert? Einvernehmliche Trennung: Luhukay nicht länger St. Pauli-Trainer Schon am 21. Juni und direkt im Anschluss an ein 1:1-Unent- schieden gegen den SSV Jahn 2000 Regensburg, mit dem der FC St. Pauli den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga perfekt gemacht hatte, hatte das Fach- magazin „Kicker“ davon berich- tete, dass Jos Luhukay (57) die Kiez-Kicker mit dem Ende dieser Saison verlassen wird. Acht Tage und eine finale 3:5-Niederlage beimAbsteiger SV Wehen Wies- baden später vermeldeten die St. Pauli-Verantwortlichen die vor- zeitige Trennung vom Niederlän- der, dessen Vertrag noch bis zum 30. Juni 2021 lief, dann offiziell. In der Mitteilung wurde von einer „Trennung im gegenseitigen Ein- vernehmen“ berichtete, „nach- dem sich alle Beteiligten unmit- telbar nach dem letzten Saison- spiel zusammengesetzt und die aktuelle Saison aufgearbeitet ha- ben“. Luhukay, der das Trainer- amt am Millerntor im April 2019 von Markus Kauczinski übernom- men hatte, wurde in der Mittei- lung der Kiez-Kicker wie folgt zi- tiert: „Als mir die damalige Ge- schäftsleitung und der Verein im Frühjahr letzten Jahres angebo- ten haben, die Mannschaft des FC St. Pauli zu übernehmen, wurde eine klare gemeinsame Erwartungshaltung entwickelt: Sportliche Ambitionen zu definie- ren und zu stärken, den sportli- chen Erfolg in den Vordergrund der täglichen Arbeit mit dem Team zu stellen, neue Reize zu setzen und damit den Verein ein Stück weit wachzurütteln. Sport- lich sind wir diesem Ziel durch eine gute Heimbilanz und sehr gute Auftritte gegen die Top- Mannschaften der Liga näherge- kommen, trotzdem können wir nicht zufrieden sein. Eine bes- sere Platzierung verhinderte ein immer wieder enttäuschendes Auftreten auswärts. Bei der öf- fentlichen Darstellung der intern gewünschten und notwendigen Kritik würde ich heute sicher ei- niges anders umsetzen. Trotz- dem ging es mir immer um die Sache und nur um den Erfolg des Vereins. Ich wünsche dem FC St. Pauli bei den auch in Zukunft not- wendigen Veränderungen auf dem Weg viel Erfolg und bin sehr dankbar, dass ich für diesen tol- len und besonderen Verein ar- beiten durfte." Andreas Bornemann (48), Sport- licher Leiter der St. Paulianer, er- klärte in der Mitteilung: „Luhukay hat zu Recht darauf hingewiesen, dass er damals geholt wurde, um ‚den Finger in die Wunden‘ zu le- gen. Darauf haben wir uns bei meiner Ankunft auch gemeinsam verständigt. Das hat er getan, vielleicht für unseren Verein manchmal etwas zu tief. Trotz- dem hat er mit seiner unumstrit- tenen Fachkompetenz und sei- nem Willen, den Erfolg herbeizu- führen, Defizite aufgezeigt, junge Spieler an die erste Mannschaft herangeführt und notwendige Richtungswechsel eingeleitet. Hiervon werden wir auch in Zu- kunft profitieren. Luhukay hat sich mit zwei Derby-Siegen in ei- ner Saison und als erster aus- ländischer Trainer einen festen Platz in der Vereinshistorie gesi- chert. Wir sind in einem Entwick- lungsprozess, den wir fortführen und in der nächsten Saison durch einen anderen Cheftrainer wei- terführen lassen wollen." Oke Göttlich (44), Präsident des Kiez-Klubs, erklärte in der Mittei- lung kurz und knapp: „Das Prä- sidium möchte sich bei Luhukay für unvergessliche Momente in dieser Saison bedanken." Unklar ist, wer nun das Erbe von Luhukay antritt. Spekulationen, dass Bernd Hollerbach (50) zu den Kandidaten zählen würde, bestätigten sich nicht. Dass „Hol- ler“ nach seinem katastrophalen Punkteschnitt im Frühjahr 2018 beim Hamburger SV (0,43) noch einmal eine Anstellung bei einem Erst- oder Zweitligisten erhält, darf ohnehin bezweifelt werden. Wahrscheinlicher erscheint da schon eine Beförderung von Timo Schultz (43), der nach dem Ende seiner aktiven Karriere, in der er von 2005 bis 2012 für die St. Paulianer kickte, zuletzt deren A-Jugend-Bundesliga-Team be- treute. BS In der Erklärung der Trennung nach nicht einmal 15 Monaten zeigte sich Trainer Jos Luhukay auch selbstkritisch. Foto: BS (Archiv)

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