Online-Sportzeitung für den Norden 13_20

SEITE 04 FUSSBALL 2. BUNDESLIGA Solidaritätspakt bei St. Pauli Größere Trainingsgruppen und Zweitliga-Lizenz ohne Auflagen Am vergangenen Montag veröf- fentlichten die Verantwortlichen des FC St. Pauli gleich drei (!) interessante Neuigkeiten auf ih- rer Internet-Seite. Zum einen ga- ben sie bekannt, dass in ihrem Lizenzspielerbereich „kleinere Veränderungen im Trainingsbe- trieb vorgenommen“ worden seien. Seit Dienstag erfolgt das seitens der Behörden geneh- migte und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindende Kleingruppen-Training demnach in vier Gruppen anstatt wie zuvor in fünf Gruppen. Dadurch trai- nieren nun immer zwei Gruppen auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße sowie zwei Gruppen im Millerntor-Stadion. „Unter Beibehaltung des bishe- rigen Konzepts zu Hygiene- und Abstandsregelungen halten sich dann pro Gruppe maximal acht Spieler fit“, ergänzten die Offi- ziellen des Kiez-Klubs auf „www.fcstpauli.com “. Dort wurde zudem mitgeteilt, dass ein vereinsinterner Solida- ritätspakt beschlossen wurde, um auf die Corona-Krise und de- ren „umfassende Auswirkungen“ zu reagieren. Demnach haben die Spieler der Lizenz-Mann- schaft samt Sportchef und Trai- nerteam sowie die Mitglieder der Führungsebene und leitende An- gestellte des FC St. Pauli ein Solidaritätspaket beschlossen, „das einen anteiligen Gehalts- verzicht bis 30. Juni 2020 bein- haltet.“, wie es auf der Internet- Seite hieß. Dort stellten die Verantwortungs- träger klar, dass es „bereits un- mittelbar nach den ersten Be- schränkungen durch Covid-19 Signale aus dem Profibereich für einen solidarischen Verzicht“ ge- geben habe. Jedoch hätten sich die Offiziellen „bewusst Zeit ge- nommen für die Ermittlung des Bedarfs und die Entwicklung in- dividueller Lösungen“. Dazu er- klärte St. Paulis Sportchef An- dreas Bornemann: „Für uns stand es außer Frage, dass wir nur gemeinsam hier rauskom- men und wir hoffen, dass wir mit dem Solidarpaket die Auswir- kungen auf unseren Verein mi- nimieren können. Gleichzeitig galt es, keine pauschalen For- derungen zu stellen, sondern auch aus der Intention der Mannschaft heraus individuelle Lösungen anzustreben." Ein Großteil des Geldes, das durch das vereinbarte Solidari- tätspaket zusammenkommt, soll, wie es auf der Internet-Seite hieß, „dem Härtefalltopf für be- sonders von Kurzarbeit betrof- fenen Mitarbeiter*innen zuge- führt“ werden; der andere Teil kommt dem Verein zugute. Dazu wurde Oke Göttlich als Präsident der Kiez-Kicker wie folgt zitiert: „Solidarisches Handeln gehört zur Identität des FC St. Pauli, dennoch freue ich mich über das große Maß an Hilfsbereitschaft innerhalb, aber auch außerhalb des Vereins – egal ob vom Ma- nagement, dem Trainerteam, Spielern, Mitarbeiter*innen oder eben unseren Partnern oder Dauerkartenbesitzern. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist das ein starkes Signal und dafür möchte ich mich herzlich bedanken." So erfreulich diese Signale von den Spielern und den Verant- wortlichen waren, so positiv wa- ren auch die Nachrichten, die ebenfalls am Montag aus Frank- furt am Main von der Deutschen Fußball-Liga an der Reeperbahn eintrafen. Demnach erhalten die Kiez-Kicker die kommende Zweitliga-Lizenz für die Saison 2020/2021 ohne Bedingungen und Auflagen. „Im Rahmen der Entscheidung hat die DFL sportliche, perso- nelle, administrative, infrastruk- turelle und medientechnische Kriterien vom FC St. Pauli als erfüllt angesehen, so dass keine Bedingungen und Auflagen an die Erteilung der Lizenz geknüpft werden“, hieß es auf der Inter- net-Seite der St. Paulianer, wo allerdings auch auf „eine Beson- derheit“ hingewiesen wurde. Demnach fand wegen der Aus- wirkungen der Corona-Pande- mie und der Beschlüsse der Mit- gliederversammlung des DFL vom 31. März bei den finanziel- len Kriterien ausnahmsweise keine Prüfung der Liquiditätssi- tuation für Lizenzierungszwecke statt. „Es reichte die fristgerechte Einreichung sämtlicher Unterla- gen zur Überprüfung der wirt- schaftlichen Fähigkeit“, so die St. Pauli-Offiziellen. Den Zweitliga-Platz für die kom- mende Saison haben die Braun- Weißen aber insofern noch nicht sicher, da sie aktuell als Tabel- len-Elfter gerade einmal fünf Punkte Vorsprung auf den Re- legationsrang 16 und sechs Zäh- ler mehr als der Karlsruher SC sowie Dynamo Dresden, die die beiden direkten Abstiegsplätze belegen, haben. Zuletzt zeigte die Formkurve jedoch stark nach oben: Das Team des niederlän- dischen Trainers Jos Luhukay, an dem die Verantwortlichen auch während einiger Negativ- serien festgehalten hatten, sam- melte in den letzten vier Partien nämlich immerhin zehn von zwölf möglichen Punkten. Damit wurde in diesem kurzen Zeit- raum ein Drittel aller bisherigen Zähler geholt. Zum Vergleich: Im vorherigen Saisonverlauf hatten die Kiez-Kicker jeweils mehr als zehn Begegnungen benötigt, um zehn Punkte einzufahren. Sollten die noch offenen neun Saisonspiele als „Geisterspiele“ noch durchgeführt werden dür- fen, hätten die Kiez-Kicker also im Kampf um den Klassenerhalt alles in der eigenen Hand. BS Kapitän Christopher Avevor und die St. Pauli-Profis erklärten sich zu einem Ge- haltsverzicht bereit. Foto: NG (Archiv)

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