Online-Sportzeitung für den Norden 44_17

SEITE 02 FUSSBALL LÄNDERSPIEL Testspiel-Klassiker bleibt torlos Werner suchte vergeblich das lange Eck ‒ Torwart hielt stark Der Englänger Jake Livermore (Mitte) ist hier per Kopf vor den Deutschen Timo Werner (links) und Leroy Sané am Ball. Foto: Eibner-Pressefoto England – Deutschland 0:0 (0:0) England: Pickford ‒ P. Jones (25. J. Gomez), Stones, Ma- guire ‒ Trippier (71. Walker), D. Rose (71, Bertrand) ‒ Dier ‒ Loftus-Cheek, Livermore (86. Cork), Abraham (60. Rashford), Vardy (86. Lingard). Trainer: Gareth Southgate Deutschland: ter Stegen ‒ Gin- ter, Hummels, Rüdiger ‒ Kim- mich, Gündogan (86. Rudy), Özil, Halstenberg ‒ Draxler (67. Can), Sané (87. Brandt) ‒ Wer- ner (73. Wagner). Trainer: Joachim Löw Schiedsrichter: Pawel Raczkowski (Polen) Zuschauer: 81.382 Tore: Fehlanzeige Gelbe Karten: J. Gomez, Liver- more ‒ Weil sich sowohl der Titelvertei- diger Deutschland als auch England jeweils als Sieger ihrer Gruppe auf direktem Wege für die Weltmeisterschaft, die im kommenden Sommer in Russ- land stattfindet, qualifiziert hat- ten, mussten sie am zweiten November-Wochenende keine Play-Off-Spiele bestreiten. Dies nutzten die beiden Teams, um in London ein Testspiel gegen- einander zu bestreiten ‒ und in diesem „Klassiker“ bot sich Joa- chim Löw die Chance, als erster Bundestrainer überhaupt zum dritten Mal auf der Insel zu ge- winnen. Die DFB-Auswahl kam im Wembley-Stadion gut in die Partie hinein. Von Beginn an lie- fen Löws Spieler die Engländer früh an, wodurch sie prompt ei- nen zu kurzen Rückpass der Hausherren provozierten, bei dem Timo Werner aber noch (!) nicht zumAbschluss kam (2. Mi- nute). In der Folge spielte sich vor allem der pfeilschnelle Leroy Sané, der sein Geld bei Man- chester City auf der Insel ver- dient, in den Blickpunkt. Zu- nächst brachte er das Netz zum Zittern ‒ allerdings hatte er es nur von außen getroffen (8.). Dann versuchte es Sané mit ei- nem herrlichen Schlenzer, der links an die Unterkante der Latte und von dort aus in das Feld zu- rücksprang ‒ hier fehlten nur Zentimeter zum Führungstor (21.). Spätestens in der 23. Minute hätten die Gäste dann in Füh- rung gehen müssen: Werner hatte freie Bahn und visierte das lange Eck an ‒ doch Jordan Pickford war blitzschnell unten und parierte den Flachschuss. Der Abpraller gelangte vor die Füße von Sané, der den Ball halbhoch in die linke Ecke schaufeln wollte ‒ aber seine Rechnung ohne Phil Jones ge- macht hatte, der artistisch per Flugkopfball und klar vor der ei- genen Torlinie klärte. Nun ge- langte der Ball zu Julian Draxler, dessen Nachschuss dann aber komplett misslang und in die Wolken ging ‑ schade, denn bei dieser Dreifach-Chance wäre das Führungstor auf jeden Fall möglich gewesen. Die Deutschen ließen sich da- von jedoch nicht entmutigen, sondern den Ball weiterhin se- henswert durch die eigenen Reihen laufen. So kamen sie in der 39. Minute zu ihrer nächsten guten Gelegenheit: Nach einem Schnittstellenpass hatte Werner wieder freie Bahn ‒ anstatt von halbrechts aus das kurze, nä- hergelegene Eck zu suchen oder Pickford mit einem hohen Ball zu prüfen, gab der Leipziger wieder einen Flachschuss auf das lange Eck ab, den der eng- lische Keeper stark parierte. Un- mittelbar vor dem Ende der ers- ten Halbzeit gab dann plötzlich auch die Heim-Elf offensiv erste Lebenszeichen von sich: Drei Schüsse waren aber nicht ge- nau genug, so dass die Seiten beim Stand von 0:0 gewechselt wurden. In Testspielen ist es oft üblich, schon in der Pause mehrere Spielerwechsel vorzunehmen ‒ doch dieses Mal schickten so- wohl Löw als auch der engli- sche Trainer Gareth Southgate dieselben elf Akteure wieder auf den Rasen, die zum Ende der ersten Halbzeit mitgewirkt hat- ten. Ob Southgate in der Kabine die richtigen Worte fand? Fakt ist: Die Engländer hatten nun klare Vorteile. Als Vardy kurz nach dem Wiederbeginn aus Nahdistanz zum Kopfball kam und der Ball noch tückisch auf- setzte, hatten viele der Zu- schauer den Torschrei schon auf den Lippen ‒ doch Marc-An- dré ter Stegen, Vertreter des verletzt fehlenden Manuel Neuer, konnte den Ball mit ei- nem überragenden Reflex noch parieren. In der Folge duellierten sich die beiden Teams hauptsächlich im Mittelfeld und nicht mehr mit ei- ner so hohen Intensität wie zu- vor in großen Teilen der ersten Halbzeit. Dass beide Übungs- leiter nun doch noch einige Spielerwechsel vornahmen, dürfte ebenfalls dazu beigetra- gen, dass die anfänglich so ra- sante Partie zunehmend an Fahrt verlor. In der Nachspielzeit wäre die DFB-Auswahl dann beinahe noch auf die Verlierer- straße geraten, als Jesse Lin- gard, der erst kurz zuvor einge- wechselt worden war, nach ei- nem Eckstoß zum Schuss kam, diesen aber aus Nahdistanz per Direktabnahme deutlich über die Latte jagte (94. Minute). So endete der Klassiker torlos. Bereits am Dienstag, 14. No- vember folgt ein weiterer attrak- tiver Test-Kick, wenn Deutsch- land in Köln auf Frankreich trifft. BS

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