Online-Sportzeitung für den Norden 43_17

HANDBALL EHF-CHAMPIONS-LEAGUE SEITE 11 Rasmus Lauge mit Kraft durch die Deckung. Foto: Benjamin Nolte ben wurde, maßen sich die Kon- trahenten in zwei Finalspielen. Das Hinspiel gewannen die Slo- wenen mit 34:28 in ihrer heimi- schen Halle und so musste die SG das Rückspiel mit einer sechs Tore Hypothek bestreiten. Die damals Campushalle hei- ßende Spielstätte platzte aus al- len Nähten am 24. April 2004. Sämtliche Zuschauer verfolgten das Geschehen ausschließlich stehend. Die Lautstärke war un- beschreiblich. Trotz einer wahn- sinnig guten Leistung konnten die Nordlichter den Rückstand nicht komplett aufholen und sieg- ten nach einer hochklassigen, emotionsgeladenen Partie „nur“ mit 30:28 und waren damit die zweitbeste Mannschaft Europas. Trainer der SG war damals der schwedische Handballlehrer Kent-Harry Andersson. Das letzte Kräftemessen dieser bei- den Mannschaften gab es in der Saison 2015/2016. Beide Grup- penspiele konnte die SG für sich entscheiden und zog damit in das Achtelfinale ein. Jetzt also das 13. schon traditionelle Auf- einandertreffen. Gegenüber den länger zurückliegenden Spielzei- ten, als RK Celje zu den finanz- starken Vereinen gezählt wurde, ist der slowenische Meister heute ein Ausbildungsverein, der sich fast ausschließlich mit selbst ausgebildeten Akteuren zusam- mensetzt. Natürlich wecken die Talente Begehrlichkeiten bei den Vereinen die über das nötige Kleingeld verfügen und so wer- den die Talente regelmäßig „weg gekauft.“ Der Tabellenstand vor der heutigen Partie zeigt Celje auf Platz sechs der Gruppe B. Immerhin rangieren die Slowe- nen ehemaligen Aushängeschild der Bundesliga, dem THW Kiel! Die SG weißt nach fünf Spielen eine Bilanz von 6:4 Punkten auf und hat bis dato nur in Veszprem verloren. In eigener Halle wurde der Titelfavorit Paris bezwungen; auch der dänische Meister Aal- borg fuhr geschlagen ins Nach- barland zurück. In Kiel und im polnischen Kielce reichte es zu einem Unentschieden. Vor dem Anwurf musste Trainer Maik Machulla, der die Nachfolge von Ljubomir Vranjes angetreten hat, seine Taktik überdenken. Die Slowenen hatten zwei ihrer übli- chen Leistungsträger nicht nomi- niert und so war das Videostu- dium nicht mehr aktuell. Die Stimmung in der nicht gefüllten Halle passte sich zunächst der Jahreszeit an; es herrschte Friedhofsatmosphäre. Allerdings gab es schon in der zweiten Spielminute erhebliche Aufre- gung, als die dänischen Schieds- richter den Abwehrchef der Gäste nach einer missglückten Abwehraktion gegen Holger Glandorf mit einer Roten Karte bedachten. Eine erhebliche Schwächung der Gäste! Trotz- dem bestimmte Celje die erste Viertelstunde. Die Hausherren liefen stets einem Rückstand hin- terher; sie produzierten eine Un- zahl an technischen Fehlern und nutzten selbst freie Würfe nicht zu Torerfolgen. Als knapp vor der Halbzeit beim 15:12 eine drei Tore Führung geschafft war, glaubten die Zuschauer an eine positive Entwicklung. Doch die Schützlinge des Trainerfuchs Tamse, der schon seit etlichen Jahren als Spieler und Trainer bei Celje tätig ist, kämpften sich wieder heran und lagen bei Halb- zeit nur knapp zurück. Nach dem Seitenwechsel sorgten sie mit drei Toren in Folge für massive Sorgenfalten beim Coach der Heimmannschaft. Bis zur 45. Mi- nute wechselte die Führung stän- dig. Dann konnte die SG zu- nächst zum 21:21 ausgleichen, musste dann noch einmal einen 22:23 Rückstand hinnehmen und schaffte dann mittels vier Treffern in Folge sich auf 26:23 abzuset- zen und diesen Vorsprung in der verbleibenden Spielzeit zu ver- walten. In dieser Schlussphase war es der Flügelzange, gebildet von Lasse Svan und Hampus Wanne, zu verdanken, dass der Vorsprung gehalten wurde. Eine -anerkennungsreife Leistung bot Magnus Röd, der die erhaltene Einsatzzeit nutzte und vier tolle Treffer erzielte. Während Celjes Trainer Branko Tamse nach dem Abpfiff die Schiedsrichterleistung bemängelte, war SG Coach Maik Machulla deutlich gezeichnet vomAuf und ab der Partie: „Froh bin ich über die nun bereits er- reichten acht Punkte. Das ist eine Ausbeute, die sich wirklich sehen lassen kann. Als es darauf ankam, war die Arena da. Meine Mannschaft hat den Druck bis zum Schluss hochgehalten, wäh- rend Celje müde wurde.“ Der slo- wenische Coach sagte: „Wenn man berücksichtigt, dass uns ei- nige verletzte Spieler fehlten, war das ein gutes Spiel von uns. Wir ließen ein paar Chancen zu viel aus.Das nutzt ein Team wie Flensburg eiskalt aus.“ Überra- gender Spieler der Partie war der erst 19 Jahre alte Rückraumspie- ler Branko Vujovic. Der bis dahin kaum bekannte Linkshänder aus Mazedonien trumpfte regelrecht auf. Er traf neunmal und lieferte dazu etliche geniale Anspiele! Für die SG Flensburg-Handewitt bleiben vier Tage Vorbereitung auf die nächste Aufgabe. Am kommenden Sonntag gibt der er- starkte Bundesligakonkurrent TBV Lemgo seine Visitenkarte in der Flens-Arena ab. Danach kommt es einmal mehr knüppel- dick für den nördlichsten Bun- desligaverein. Am Donnerstag steht das Bundesliga-Schlager- spiel Füchse Berlin gegen die SG Flensburg-Handewitt auf dem Programm. Nach dem Aus- scheiden im DHB Pokal, als die Füchse in Flensburg mit 29:26 gewinnen konnten, eine Gele- genheit zur Wiedergutmachung und gleichzeitig die Chance die Spitze der Bundesliga wieder en- ger zusammenrücken zu lassen. Nach Berlin geht die Reise für den SG-Tross dann nach Weiß- russland, wo in der Hauptstadt Brest der dortige Landesmeister wartet. In Brest hat der langjäh- rige SG-Akteur Petar Djordjic eine neue sportliche Heimat ge- funden und freut sich auf ein Wiedersehen mit seinen ehema- ligen Kollegen. Die Reise nach Brest gehört sicherlich zu den strapaziösen Aufgaben der Kö- nigsklasse. Zudem liegen zwi- schen dem Bundesligaspiel in Berlin und dem Anpfiff in Brest nicht einmal zwei ganze Tage. Ein Unding, dass den Europäi- schen Verband unbedingt zum Umdenken zwingen muss. Das ist Raubbau an den Akteuren, deren Fitness ihr Kapital ist! Im- merhin stehen nach der Rück- kehr vor dem Spiel gegen Hüt- tenberg ganze fünf Tage zur Re- generierung zur Verfügung! AB

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